Reisen

Donnerstag, 9. April 2015

Mac d'Oh.

Man mag es kaum glauben, aber ich sitze heute tatsächlich schon zum zweiten Mal bei McDonalds und gebe meinen zweiten Euro für ein kaffeehaltiges Heißgetränk aus. Hier sind grad die LosCoffeinosWochos, nur dass sie eben nicht so heißen: alle Kaffeespezialitäten kosten einen Euro und werden per Siebträgermaschine hergestellt - kann man da nein sagen? Ja, man kann. Indem man zum Beispiel kleine Bars und Brasserien entlang des Weges aufsucht, anderthalb Euronen mehr da lässt, aber dafür weniger Papierabfall erzeugt und die Lokalbevölkerung besser finanziert. Aber das gehört in eine andere Streitschrift.

Mc Donalds hat mich auf dieser Reise immer wieder mal "begleitet", und mir neben Kaffee mit kostenlosem Internetzugang (hier heißt das noch WiFi) weitergeholfen. Zwar versuche ich, auch andere Quellen für beides aufzutreiben, aber speziell in den städtischen Agglomerationen ist der Burgerladen die einfachste Variante, sich schnell zurechtzufinden. Das heißt, manchmal stehe ich auch mit meinem Smartphone am Schaufenster und navigiere mich zur nächsten Sehenswürdigkeit ;-)



Nach sechs Wochen Reise kann ich nun auch davon berichten, dass McDonalds in Frankreich nicht nur kulinarisch, sondern auch technisch "fortgeschritten" ist. Auf dem Speiseplan stehen neben (Siebträgermaschinen)Kaffeespezialitäten auch Ziegenkäsewraps, Croissants, Macarons und ein Burger mit Blauschimmelkäse. Was mich anfangs etwas irritiert hat, waren die Bestellautomaten und verschiedenen Schalter, an denen man Bestellungen abgeben oder teilweise nur abholen kann. Grundsätzlich wurde man schneller bedient, wenn man sein Gericht am Automaten bestellt, per Karte bezahlt und dann nur noch am Tresen entgegennimmt.

Hier im Raum Lyon geht McDonald's gleich noch etwas weiter und bewirbt lautstark, dass das Essen an den Platz gebracht wird. Allerdings geht dieser Service zulasten der Bestellmöglichkeiten: seit gestern ist in der Filiale, in der ich mich gerade aufhalte, die Bestellung per Automaten obligatorisch. Nix mehr mit langem Hin- und Herentscheiden, das Personal nach Extrawürstchen fragen... hier wird fleißig der Touchscreen betatscht! Das erinnert mich ein wenig an die Deutsche Bahn, die ihre Schalter auch am liebsten komplett gegen Automaten austauschen würde.

Wer ganz modern sein will, kann sein Essen auch gleich online bestellen - wahrscheinlich per facebook-Anbindung (und nee, ich würde mich nicht wundern, wenn bei mir zukünftig viel McDonalds-Werbung in sozialen Netzwerken zu sehen wäre...). Bin mal gespannt, ab wann McDonalds auch nach Hause liefert.

Nicht nur online, auch offline hat mir McDonald's bereits bei der Navigation geholfen. Gestern nämlich war ich auf dem Weg von Lyon zurück zur Unterkunft in Cuire-et-Caluire. Nach dem Berg in die Vorstadt fand ich mich in einer Straße wieder, die ich hinzu ganz sicher nicht passiert hatte und fragte den dortigen Pizzabäcker, ob er meine Straße kennen würde. Tat er nicht, hatte ich mir schon gedacht! Da ich auf dem Hinweg jedoch an dem großen M vorbeigeradelt war, versuchte ich es damit: "Mais connaissez-vous le plus proche Mc Donald's?" (Aber kennen Sie den nächsten McDonalds?) - große Augen zeigten, dass er mich nicht verstanden hatte. Ich sprach es noch einmal so aus, wie es in meinen Ohren klingt: "Mack Do-naalds?" Immer noch Fehlanzeige. Mein letzter Versuch wurde dann von Erfolg und Richtungsangaben gekrönt: "Mack Doooooh?"

Merke: Wer auf "deutsch" nach McDoof ohne f fragt, dem wird geholfen ;-)

Mittwoch, 8. April 2015

Fahrradfahren auf Französisch

Nachdem ich gestern kurz vor der Autobahnauffahrt nach Lyon trotz leuchtendgelber Jacke und eindeutigen Handzeichen fast umgenietet wurde, ist er dran - der Artikel, oder besser meine Artikulation zum Radfahren in Frankreich. Woooaaaahhh!

Eines gleich vorweg: Radfahren macht auch, oder gerade hier Spaß. Es ist wärmer als in Deutschland, inzwischen auch wieder sonnig, die Straßen sind fast immer in einem sehr guten Zustand und wenn es doch mal ein paar Asphaltflicken oder Unebenheiten gibt, wird das per Warnschild angekündigt. Dazu gibt es auf vielen stärker befahrenen Routen noch einen fast meterbreiten Haltestreifen, der sich dann auch als Fahrradweg nutzen lässt. Vorausgesetzt, es hat nicht vorher ein Landwirtschaftsfahrzeug ein Labyrinth aus Erde und Steinchen hinterlassen und der Fahruntergrund besteht nicht nur aus kleinen Steinchen.

Grundsätzlich ist die Straßenbeschilderung in Frankreich der deutschen sehr ähnlich: Vorfahrts- und Warnschilder wechseln sich ab, dazu kommen "Erinnerungen" an Schulkinder in kleinen Orten sowie Hinweise auf Städtepartnerschaften und Besonderheiten - z.B. "ville fleurie", die "blumenreiche Stadt" - am Ortseingangsschild. Anders als in Deutschland werden hier zusätzlich zu den obligatorischen Verkehrszeichen noch verbale Erklärungen gereicht: "Ralentissez" (Langsamer werden!), "Cedez le passage" (Vorfahrt gewähren) und "Prioritaire aux pietons" (schön: "Fußgänger haben Priorität").

Eine dieser Erklärphrasen bezieht sich auf ein Piktogramm, in dem ein Auto neben einem Fahrrad bzw. Fahrradfahrer zu sehen ist: "Partageons la route" (Lasst uns die Straße gemeinsam nutzen). Ebenso gibt es ein Verkehrwarnschild mit einem Radlerpiktogramm in der Mitte, dass die Passage von Zweirädern vorhersagt. Und hier fängt meiner Meinung nach das Problem an: diese Verkehrsschilder existieren praktisch nur dort, wo Frankreichs Verwaltung und Touristiker einen Radweg installiert haben - sei es als schnelle "piste cyclable" (meist gut asphaltierte Radroute) oder als gemütlicher Radwanderweg über Landstraßen. Sind keine Radwarnzeichen zu sehen, existieren die Radfahrer in den Köpfen der Autofahrer praktisch nicht.

Natürlich übertreibe ich hier, sonst würde ich diesen Artikel grad nicht (mehr) schreiben können.

In den ersten Tagen meiner Fahrradtour hab ich schon manches Mal ziemlich geflucht, wenn ein LKW-Fahrer sehr nah an mir vorbeizog und mich nach erfolgreicher Überholung durch den nachfolgenden Windwirbel aus meiner Bahn warf. Ich bin sehr froh, dass ich mich beim Jackenkauf in Deutschland für die neongelbe Variante entschieden habe und treffe auch hier sehr viele Radfahrer, die ebenso in Warnfarben gekleidet sind. Dazu habe ich mir angewöhnt, ein wenig zu schlenkern, wenn ich "große" Fahrzeuge hinter mir höre, meine Hand nach links auszustrecken und per Kopfdrehen Zeichen zu geben, dass ich die Fahrzeuge erkannt habe. Es funktioniert soweit ganz gut, ich habe das Gefühl, dass mir die Fahrzeuge nur noch selten zu nah kommen. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass ich jetzt nicht mehr ganz so tief im Süden bin.

Das Problem des Zu-eng-Überholens ist unter hiesigen Radfahrern wohlbekannt und so verkaufen die Radfahrer hier "baton rouges" - rote Stöckchen, die man ausklappbar links am Fahrrad montiert, sodass ein Auto zwangsweise Abstand halten muss. Ich hab tatsächlich schon überlegt, mir sowas zuzulegen, aber habe nie aktiv nach einem Fahrradladen gesucht. Und jetzt bin ich ja fast fertig mit der Frankreichtour...

Es ist nicht so, dass die Franzosen das Fahrrad nicht mögen, im Gegenteil: Radfahren ist hier Volkssport, man denke nur an die Tour de France. Tatsächlich begegnen mir bei gutem Wetter immer wieder Herren aller Altersklassen in sportlichen Gewändern auf noch sportlicheren Drahteseln. Diese gehören meist zur Kategorie Rennrad (velo de cours), während man Mountainbikes (VTT - velo tous terrains) und Tourenräder (VTC - velo tous chemins) eher selten sieht. Letzteres liegt vielleicht auch daran, dass ich bisher in der Vorsaison in eher flacher bis leicht hügeliger Landschaft unterwegs war. In den Städten gibt es natürlich Räder aller Arten und Weisen, sehr oft auch ein städtisches Fahrradverleihsystem. Dieses soll die Leute dazu animieren, vom Auto aufs Zweirad umzusteigen - was laut Erzählungen meiner Gastgeber nur mäßig funktioniert. So treten in den Großstädten vor allem die in die Pedale, die vorher schon ÖPNV-Nutzer waren. Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend!

In ländlichen Gebieten bleibt es aber dabei: Radfahren wird hier als Sport und Hobby betrachtet, nicht als reguläre Transportmöglichkeit. Und so kommt es, dass die fein ausgebauten Radwege von einem Schildermeer aus Stopp- und Umleitungsschildern begleitet werden, die - wenn man sie ernst nehmen würde - zu einem ständigen Anhalten an Wegeskreuzungen führen würden. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sich hiesige Radfahrer so wenig an Verkehrsregeln halten? Jedesmal, wenn ich hier einen Franzosen auf dem Rad begleitet habe, haben wir Schilder "übersehen", Ampeln bei Rot überfahren,... etwas, was ich in Deutschland wirklich zu vermeiden versuche!

Traurige rote Ampel
Wer bei rot anhält, hat Zeit zum Fotografieren ;-)

Für mich sind die Stop-and-Go-Schilder der "pistes cyclables" ein Grund, lieber kleine, weniger befahrene Landstraßen zu frequentieren, sofern das auf meiner Route irgendwie möglich ist. Da sich GoogleMaps auch sehr gut mit Forststraßen auskennt, radle ich so ab und zu mal durch den Wald oder über Weinfelder, wobei ich mich dann meistens verfahre... deshalb frage ich mich an fragwürdigen Stellen gern mal bei der Lokalbevölkerung (wenn vorhanden) durch. Dort merke ich dann oft, dass das Radfahren zum Erreichen etwas weiter entfernterer Orte einfach nicht in Betracht gezogen wird. Entweder empfiehlt man mir die stark befahrenen, geradeaus verlaufenden Straßen oder man warnt mich vor den kleinen, wo ich mich doch verfahren könnte. Dann gibt es Tipps zu 15km-Umwegen, die mir bei einer 70km-Strecke schon eher unlieb wären. Aber nachdem ich mein Reiseverfahren (möglichst kurze Strecke auf möglichst kleinen Straßen) erklärt hab, kann man mir meist gut weiterhelfen.

Interessant ist vielleicht auch das Blinken der Franzosen beim Überholen: hier blinkt man nicht links beim Ausscheren und schließlich wieder rechts beim Zurückkehren auf die eigene Bahn - nein, hier wird konsequent links geblinkt, bis der Überholvorgang abgeschlossen ist. Der Vorteil dieser Blinkvariation hat sich mir noch nicht erschlossen, abgesehen vom Einsparen einer Fingebewegung des Fahrers... Manchmal kommt es natürlich auch vor, dass ich ein paar Autofahrer überhole - rechts direkt vor einer roten Ampe. Da spielen die Franzosen deutlich seltener als Deutsche das Jetzt-bin-ich-aber-sauer-und-fahr-beim-nächsten-Mal-ganz-nach-rechts-Spiel. Ich bin dafür (und vielleicht auch die in der Schlange folgenden Autofahrer) sehr dankbar, denn bei Ampelstaus möchte ich meine Abgasatemzeit gern kurz halten. Und den nachfolgenden Autos auch gern mein Hindernisdasein möglichst lange ersparen.

Es gibt noch eine Radfahrsache, die ich aus Frankreich gern nach Deutschland "importieren" möchte: die Asphaltbemalung für autorisiertes Befahren von Einbahnstraßen in entgegengesetzter Richtung. Zwar darf man das in Deutschland auf einigen Straßen auch, aber der einzige Hinweis darauf besteht aus einem Schild am Eingang der Straße. Hat der Autofahrer dieses übersehen, wird er von entgegenkommenden Radlern überrascht (und reagiert manchmal nicht besonders höflich). Sind jedoch in regelmäßigen Abständen Fahrradpiktogramme mit Pfeilen auf dem Asphalt markiert, kann der Autofahrer dies nicht übersehen.

Fahrradmarkierung & Leihräder in Toulouse

Vive le cyclisme en France!
(Es lebe das Fahrradfahren in Frankreich!)

Dienstag, 7. April 2015

Geschlossene Gesellschaft

Die Ostertage waren für mich mit einem kleinem "weh" belegt... begonnen mit HEIMweh, als ich den Sonntagmorgen mit Luigi am Fürstenpalast in Dijon saß, zweitfrühstückte und daran dachte, dass zur gleichen Zeit in Bautzen die Osterreiter starten. Nichts gegen französische Sonne und Dijoner Honigkuchen, aber die Osterstimmung in meiner Heimat ist - glaub ich - einfach nicht zu toppen. Da hält kein amerikanisches Eiersuchen und keine spanische Prozession mit!

Ostersonntag in Dijon
Lächeln! Es ist Ostersonntag und ich bin in einer Senfstadt.

Den Anflug von Heimweh hab ich in Schreiblust umgewandelt und so sind bald einige Postkarten auf dem Weg von Senfstadt (französisch) zu Senfstadt (deutsch). Dijon ist durchaus mal eine Reise wert mit seinen bunten Dächern, den wegweisenden Eulen im Pflaster und einem sehr, sehr sehenswerten Kunstmuseum, das sogar freien Eintritt gewährt. Nicht zu vergessen der Senf, der in verschiedenen Läden fein präsentiert und zum Verkosten angeboten wird. Hätte ich etwas mehr Platz im Gepäck, wäre jetzt nicht nur ein kleines Gläschen Spezialsenf dabei!

Nach einer Drittfrühstückspause im "Großen Garten" Dijons (ich kenne den echten Namen des Parks nicht, aber er war recht groß und lag direkt neben dem Flüsschen Ouche) bin ich ein paar Kilometer am Wasser der Ouche entlang geradelt, bevor ich mich entschlossen hab, doch lieber die Landstraße in Richtung Südosten zu nehmen. Das lag zum einen am ruckeligen, feldwegartigen Charakter der ausgewiesenen Fahrradstrecke, zum anderem an dem Hund, der michzum Ende hin ziemlich böse ankläffte und ansprang. Fand ich nicht besonders lustig, zumal die Rufe des Besitzers scheinbar lautlos verhallten.

Die Gegend, die ich dann auf Asphalt durchquerte, nannte sich "La Pleine", was mich an das englische "Great Plains" erinnerte. Ein plattgedrücktes Niemandsland, kaum Steigungen und - osterbedingt - kaum Verkehr und selten mal Leute auf den Straßen. Auch nicht in den Vorgärten, scheinbar schlugen sich die Leute alle in den Häusern ihre Bäuche voll. Selbst die Restaurants und Kebabläden in den Dörfern bzw. Städtchen waren geschlossen- sowas hab ich bisher nur in Schweden zur Mittsommernachtsfeier erlebt. Echt beeindruckend, so eine geschlossene Gesellschaft!

Insofern war ich echt froh, dass ich nach gut 50km im Flachland wieder auf einen Fluss (die Saone) mit kleinen Hügeln dahinter stieß. Und siehe da, in Seurre hatte auch eine Bar geöffnet, wo ich mir einen Café au lait gönnte... danach dauerte es nicht mehr lang bis zu meiner Gastfamilie in Verdun-sur-Loire, bei denen es bretonische Crepes gefüllt mit Ei und Käse gab. Ganz wichtig an der Füllung: das Eigelb muss noch flüssig sein, dann verteilt es sich nach dem Anschneiden des Crepes besser. Echt lecker, das Rezept werd ich zuhause wiederholen!

Der gestrige Ostermontag war dann weniger von Heimweh als von Wehmut begleitet, denn so langsam neigt sich meine Frankreich-Zeit dem Ende zu. Es liegt noch eine große französische Stadt - Lyon - vor mir, danach geht's über die Schweiz zurück ins Allemannenland. Dabei gewöhn ich mich langsam an Land und Leute im Frankenreich, träume manchmal nachts sogar schon auf französisch... Gut, dass die Grenze zur Schweiz nicht auch gleich die Sprachgrenze ist. Jedenfalls bin ich schon gespannt auf Genf und Lausanne!

Meine Montagsetappe gestern war dann gar nicht so übel: es begann mit flachen Land, in dem hier und da mal ein Hügel und sogar eine offene Bäckerei eingestreut waren. Der Wind begleitete mich fast immer von hinten und so bin ich recht zügig in die Region "Bresse" hineingeradelt, in der man sehr stolz auf die hier gezüchteten Hühnchen ist, die die Nationalfarben in ihrem Federkleid tragen. So sieht man auch häufig Schilder und Statuen in Form eines stattlichen Gockels, was anderen Hunger und mir Lust aufs Fotografieren gemacht hat.

Bresse-Hühnchen

Die letzten Kilometer um Montrevel-en-Bresse haben mich dann doch ziemlich beeindruckt - links von mir erstreckte sich ein grünes Tal... und dahinter: die Alpen. Der Montblanc. Ich bin in der Verwaltungsregion "Rhone-Alpes" angelangt!

Fotos folgen

Samstag, 4. April 2015

Frohe Ostern!

Oder, wie man auf französisch sagt:

Joyeuses Paques

Und ich lege gleich noch ein paar österliche Schaufensterbilder nach:

Joyeuses Paques
Schokoladenschaufenster in Dijon

Joyeuses Paques
Schokoladenschaufenster in Bordeaux (1)

Joyeuses Paques
Schokoladenschaufenster in Bordeaux (2)

Joyeuses Paques
Nicht ganz mein Fall, aber geschickt beworben: "Zu Ostern lädt sich die Ente zum Aperitif oder als Dessert ein."

Heimatgefühle

Es wird immer hügeliger auf meiner Reise gen Osten, und nicht weniges erinnert mich an Zuhause in Dresden, Bautzen und drumherum. Hier ein paar Parallelen im Telegrammstil:
  • Nach knapp zwei Kilometern Serpentinenfahrt hinter meiner letzten Schlafgelegenheit in Saffres erblickte ich Schilder, die ein Klettergebiet (und die ominösen drei Buchstaben "E.V.A.") auswiesen... und kurz danach sah ich bunte Männchen am Fels und ein kleines Zeltlager.
  • Eine steile Abfahrt später stieß ich auf den nächsten ausgewiesenen Fahrradweg, wo mir plötzlich uuuunheimlich viele Freizeitradler entgegenkamen. Und es leuchteten mir zwei Neonjacken den Weg, die sich später als Deutsche auf Elektrofahrrädern entpuppten.
  • Kurz vor der Stadt staut sich das Flüsschen Ouche zu einem See zusammen, an dem man bei gutem Wetter sicher viel Zeit verbringen kann...
  • WG-Unterkunft mit Spieleabend - SET, Heckmeck und Kakerlakenpoke waren alle bereits bekannt :-)
  • Senf! Senf! Senf! - Ich bin in Dijon!

Freitag, 3. April 2015

Falsch verliebte Freunde

Es gibt ja viele Gründe, eine zeitlang von zuhause weg zu gehen. Die meisten davon kann man in zwei Schubladen einsortieren: eine für "Vermeidung" und eine fürs "Kennenlernen". In die erste Kategorie fallen die Reiseanlässe Wetter, Erholung von der Arbeit (=dem Stress entfliehen) und gegebenenfalls auch die Flucht vor der Staatsgewalt ;-) Die zweite Schublade bleibt offen für touristische Erkundungen, Begegnungen mit Menschen und für neue Sprachen, wenn man sich für eine fremdzüngige Gegend entscheidet. Ich mag diese Schublade ziemlich und ziehe heute mal das Thema "Wie man sich in Frankreich verliebt" heraus...

Leider kann ich die Liebe in Frankreich nur aus linguistischer Sicht beleuchten, aber schon das macht mir Freude. Es ist nämlich so, dass im Land der Liebe, die hier so vollmundig als "l'amour" [lamur] bezeichnet wird, andere Sprachregeln herrschen als im Deutschen. Bei uns sind menschliche Beziehungen verbal fein abgegrenzt: Bekannte, Kumpels und Freunde "mag" man, den partnerschaftlichen Freund bzw. Partner, Verlobten und Ehemann "liebt" man. Bestenfalls, versteht sich ;-) Wenn das auf französisch so einfach wär! Für "mögen" und "lieben" gibt es hier nämlich nur ein Wort: aimer. Die gesteigerte Form "adorer" bezeichnet eine Art abgöttische Liebe, die man eher für tolle Speisen als täglich für den Partner einsetzen würde. Nehm ich mal an, wer weiß, ob es Paare gibt, die sich täglich adorieren...

Auf jeden Fall wird's für Deutsche schwierig, mal eben zu erklären, dass sie jemanden ganz nett finden - aber eben nicht mehr. "Je l'aime" (wörtlich übersetzt: ich mag ihn/sie) wird mit "Ich liebe ihn/sie" übersetzt, während "Je l'aime bien" (ich mag ihn/sie gern) bedeutet, dass man jemanden ganz nett findet. Man kann's auch anders ausdrücken: "Je l'apprecie" - das klingt für mich als Anglophile sehr formell, denn da übersetzt man das Wort "appreciate" mit "jemanden/etwas schätzten".

Da ist es dann schon einfacher, die Sache beim Namen zu nennen, wenn man sich tatsächlich verliebt hat. Hier haben die Franzosen (und die Englischsprechenden auch) eine wunderschön bildliche Sprachschöpfung, wie ich finde: "tomber amoureux" - in die Liebe fallen. Wenn man's recht bedenkt, kommt das der Sache doch auch viel näher als das achsoaktive "sich verlieben". Habt Ihr Euch wirklich immer selbst aktiv zum Verliebtsein entschieden oder seid Ihr eher in die Sache reingestolpert, also quasi gefallen? Ich finde, man sollte "in die Liebe fallen" in den deutschen Sprachkatalog aufnehmen.

Hat man's dann geschafft und sich einen Partner geangelt, geht das Spiel wie im Deutschen los: ist es nun ein Kumpel ("un copain" ), ein Freund ("un ami" oder "l'ami") - oder ist es DER Freund ("LE copain")? Witzig, oder? Zuerst kommt EIN Kumpel, dann EIN/DER Freund, und dann erst DERJENIGE WELCHE, der aber nun wieder mit dem Kumpelfreundwort beichnet wird... komische Rangordnung, finde ich. Wer's einfacher haben will, benutzt wie im Englischen ein Präfix, allerdings nicht nach Geschlecht sortiert, sondern verniedlichend: man nennt den Partner dann "petit-copain" oder "petit-ami", was sich wortwörtlich mit "kleiner Freund" übersetzen lässt. Wie süüüüß!

Zuguterletzt sollte man in Frankreich auch nicht vergessen, dass Zuneigung nicht nur verbal, sondern auch in Taten ausgedrückt wird. Dabei gilt für Deutsche: sprachlich ist weniger mehr, aber bei der Begrüßung darf's auch ein bisschen mehr sein. Soll heißen: Hände in den Taschen behalten, nach vorn beugen und Küsschen verteilen bzw. abholen! Dabei aber bitte auf Geschlechtskonstellationen achten - die Jungs teilen wohl seltener untereinander Küsschen aus. Da ich aber kein Junge bin, hab ich schon so einige französische Dreitagebarte meine Wange entlangkratzen lassen.
Die Bezeichnung der Begrüßungs- und Kussarten bereitet mir immer noch Kopfschmerzen: die Begrüßungsküsschen nennt man Bises, einen "richtigen" Kuss Baiser (witzigerweise wird das Gebackene Baiser in der Oberlausitz mit "Schmätzel" bezeichnet) und will man mit jemanden so richtig zur Sache gehen, kann man das auch mit demselben Wort als Verb, also als "baiser qn." bezeichnet. Ähnlich verwirrend ist es, wenn man sagen will, das man jemanden umarmt hat - das Verb "embrasser" wird sowohl für die Umarmung als auch den mehr als freundschaftlichen Kuss verwendet. "Se donner les bras" - sich die Arme geben - ist dann wohl die unverfänglichere Umschreibung... am besten, man spielt als Deutscher immer noch ein bisschen Pantomime, dann klappt das schon mit dem Nachbarn der Verständigung :-)

Warum ich das alles weiß? Ich hab die letzte Nacht bei einer Englischlehrerin übernachtet und mit ihr das Thema Lie-Bäh angeschnitten...

J'adore le francais!
(wortwörtlich: Ich lieeeebe Französisch... oder "den Franzosen", wenn er großgeschrieben wäre ;-))

Donnerstag, 2. April 2015

Gott in Frankreich

Meine heutige Etappe bestand im wesentlichen aus einer kurzen Ab- und Auffahrt vom Wallfahrtsörtchen Vézelay nach Avallon, gefolgt 50 Kilometern im Regen auf einer laaaangen, geraden, einfach durch die Landschaft geschnittenen Departmentale bis nach Vitteaux. Das gab mir Zeit, mal die bisherigen Etappen und Sehenswürdigkeiten Revue passieren zu lassen. Wenn man von Schlössern und Großstädten absieht, hat sich da bisher vor allem eins manifestiert: der Jakobsweg.

Oder besser gesagt: die Jakobswege. In Frankreich gibt es vier "Zubringer" zur spanischen Pilgerstrecke nach Santiago de Compostella, sie starten jeweils in Paris, Vézelay, Le Puy und Arles. Im Startpunkt des zweiten Weges habe ich meine gestrige Etappe beendet und war ehrlich beeindruckt vom Anblick des malerischen Örtchens im Hügelland von Avallon, das mit seiner Kathedrale beeindruckend viele "große" und kleine Männer der Geschichte angelockt hat. Hier haben sich diverse englische und französische Könige die Klinke in die Hand gegeben, aber auch für Kunstliebhaber ist das Städtchen nicht uninteressant: im letzten Wohnhaus des Schriftstellers Romain Rolland befindet sich das Musée Zervos, eine Sammlung von Malereien aus den 20er bis 70er Jahren (Picasso, Kandinski,... es gab sogar ein Bild von Le Corbusier, der ja eigentlich eher als Architekt bekannt ist). Ich war begeistert! NIcht nur von der Kunst, sondern auch vom Fakt, dass ich für 16,30€ eine halbe Jugendherberge - Küche und Bad, zwei Schlafsääle - für mich hatte. Endlich mal eine "Massenunterkunft" ohne Schnarcher ;-)

Aber eigentlich wollte ich ja erzählen, wie es Gott in Frankreich so geht. Ich glaube ja, es geht ihm hier noch sehr gut - jedenfalls habe ich viele Orte besucht, an dem man ihm noch regelmäßig gedenkt und altes Gemäuer verstärkt, aufhellt, verputzt.. kurzum, wo Kirchen und Kathedralen heil(ig) gehalten werden. Dabei bin ich ziemlich fasziniert von den tollen gothischen Portalen, die sich über dem Eingang vieler Gotteshäuser befinden. Da möchte man manchmal drunter stehen bleiben und sich die zugehörige biblische Geschichte noch einmal anhören...

Meine "erste" Pilgerkirche war die Kathedrale in Moissac am Canal du Midi, wo ich auch auf dem Radweg eine Pilgerer zu Fuß gesehen habe. Damals noch nicht an schlechtes Wetter gewöhnt, ist mir die morgendliche Nebelstimmung in der Stadt besonders in Erinnerung geblieben - und die Ruhe, die der Innenraum der Kirche ausstrahlte. Vielleicht auch, weil noch kein anderer Mensch mittwochs um 10:00 Uhr hineingeschaut hatte ;-)

Mit den nächsten Kathedralen - Agen, Bordeaux, Saintes,... - folgte die Gewöhnung an die Schönheit der Gotteshäuser und ich muss zugeben, dass ich immer weniger Zeit für die Besichtigung eingeplant habe. Auch deswegen habe ich mich am letzten Sonntag besonders über die Messe in Orléans gefreut. Ein Gottesdienst ist eben doch etwas anderes als ein kurzer Kirchenbesuch, er gibt Zeit und Stoff zum Nachdenken. In diesem Fall - meiner ersten Palmsonntagsmesse - war es für mich doch etwas Besonderes, die Passion Christi noch einmal nachzuvollziehen. Auch wenn es eigenartig war, dass die Geschichte von Gemeindemitgliedern unterschiedlichen Alters gelesen wurde und ausgerechnet eine Kinderstimme den Part "Assassine-lui" - "Tötet ihn!" (bezogen auf Jesus) - übernahm.

Eins ist mir bei meinen Kirchbesuchen bereits aufgefallen: die Pilgersaison hat noch nicht begonnen. Bislang bin ich nur in Moissac rucksacktragenden Kathedralgängern begegnet, gepäckbeladene Fahrräder habe ich auch nicht gesichtet. Man kann es den Pilgerern aber auch nicht verübeln, wenn man sich die Wetterlage der letzten Wochen anschaut...

Noch bin ich mir nicht sicher, ob ich Gott statt in den Kirchen nicht auch anderswo suchen und finden könnte. Moscheen und Synagogen sind mir bisher noch keine aufgefallen - und ich bin auch nicht wirklich firm darin, ob und wie man diese besichtigen kann. Sollte sich mir aber auf den nächsten Stationen noch einmal eine Möglichkeit bieten, möchte ich diese nicht auslassen. Bis dahin radle ich weiter über Straßenkreuzungen vorbei an Kreuzen mit Jesusfiguren und anderen Wegesrandheiligen, die mich an Gott in Frankreich erinnern...

Mittwoch, 1. April 2015

Leere

Es ist also geschafft, ich habe mich aus der Touristenregion Loiretal herausgestrampelt ins Niemandsland. Es begann kurz hinter Chateauneuf-sur-Loire, wo ich statt dem Fluss zu folgen eine Departmentale-Strasse nach Osten nahm und mich prompt neben holztransportierenden LKWs wiederfand. Einen Einkaufsstop bei Super U (eine Einkaufskrake auf der gruenen Wiese, die zumindest in dieser Region innerstaedtische Laeden plattmacht) und eine Abzweigung spaeter ueberquerte ich den "gruenen Meridian", habe also den Westen Frankreichs erfolgreich hinter mir gelassen.

GoogleMaps riet mir auf der abgespeicherten Route zu einer Abkuerzung ueber kleine Strassen - doch als ich die Motorradjugend des letzten Dorfes vor meinem Ziel nach diesen Strassen fragte, erntete ich nur unwissendes Kopfschuetteln und den Tipp, mal die Nonnen im Kloster hinten im Wald zu fragen. So bin ich dann tatsaechlich zu den Benedektinerinnen geradelt, habe ein paar Postkarten gekauft und ein weiteres Mal Vermutungen zur moeglichen Wegfuehrung erhalten. Kein Problem, dachte ich und nahm einfach den erstbesten Waldweg in Richtung Nordosten.

Danach begruesste mich eine Waldstrassenkreuzung - oder besser -sternung - nach der anderen und ich fuehlte mich schon etwas verloren. Als ich schon hoffte, wieder im bewohnten Gebiet zu sein, fand ich mich ploetzlich am "Carrefour de la Résistance" wieder - einer Stelle im Wald, wo im zweiten Weltkrieg Widerstandskaempfer ihre Basis aufgebaut hatten. Und leider entdeckt wurden :-(

Nach diesem letzten "touristischen" Hoehepunkt war dann aber wirklich Schluss und es gab nur noch Wald, Wald, Wald... und irgendwann auch die erhoffte Waldsiedlung. Dort blieb ich eine Nacht, half morgens noch beim Stapeln des frischgelieferten Brennholzes fuer den Kamin und liess mich vom Rueckenwind weiter in Richtung Osten tragen. Hinein in die "Diagonale du vide" - der Diagonalen der Leere. Tatsaechlich gibt es zwischen Orleans und Dijon kaum Staedte mit mehr als 20.000 Einwohner, was sich positiv auf die Radfahrqualitaet der Departementale-Strassen, aber negativ auf Couchsurfing-Moeglichkeiten auswirkt.

Ehrlich gesagt, hat mich diese Leere ziemlich muede gemacht und da ich zudem ziemlich viel Heimweh angesammelt habe, entschloss ich mich kurzerhand, mein Frankreich-Abenteuer etwas abzukuerzen: ich hab den naechstbesten Zug in Richtung Deutschland genommen, durch einen gluecklichen Zufall noch eine Unterkunft in Markt Erkheim gefunden und verbringe somit jetzt einen Tag im Allgaeu... von dort aus gehts ab jetzt weiter in Richtung Heimat!

Zurueck in Deutschland

Das "April, April" gilt aber nur für den letzten Absatz... Liebe Grüße aus Vézelay!

Montag, 30. März 2015

Sightseeing erstmal abgeSchlossen

Meine letzten Tage waren - abgesehen vom Spiel mit dem Regen und dem Kennenlernen neuer Couchsurfer - geprägt von dem, was ein Tourist an der Loire eben so macht: Sightseeing!

Es fing in Tours an, als mir meine Gastgeber empfahlen, statt direkt nach Blois lieber einen Abstecher zum Wasserschloss Chenonceau zu machen. Das sei wohl das Chateau, das allen ihren Gästen am stärksten beeindruckt hätte und es wäre schade, dies links (bzw. rechts) liegen zu lassen. Da das Wetter mich eh dazu drängte, regenbedingt kürzere Etappen zu planen, hab ich kurzerhand noch eine Unterkunft in der Nähe von Chenonceaux - der Ort wird witzigerweise mit x am Ende geschrieben - gesucht und bin in Montrichard, ca. 10kmwestlich des Schlosses am Flüsschen Cher fündig geworden.

Regen- und IKEA-bedingt kam ich in Chenonceaux erst kurz vor 17:00 Uhr an und erahnte das erste Mal auf dieser Reise das Ausmaß des hiesigen Sommertourismus: ein Riesen-Parkplatz, aufgeteilt in Bereiche für Busse, PKW und Fahrräder, für die mehrere Reihen "Geländer" zum Anschließen bereitstanden. Luigi hatte also die Qual der Wahl eines Pausenplätzchens, denn außer ihm habe ich weit und breit kein Zweirad gesehen...

Das Schloss selbst ist vom Parkplatz aus noch gar nicht zu sehen, denn zunächst gilt es eine Eintrittskarte zu erwerben (oder per Gästeführerausweis gratis zu bekommen), sein Gepäck (wenn man welches hat) in Schließfächern zu verstauen und dann einen Barockpark zu durchqueren. Nach ein paar hundert Metern erblickt man dann aber schon das Märchenschloss und seinen wunderschönen Park. Drinnen kann man sich ein IPhone geben lassen, auf dem mehrere Rundgangvariationen gespeichert sind - ich muss sagen, die Aufarbeitung der Geschichte in Bild und Ton hat mich wirklich beeindruckt! Natürlich bevorzuge ich nach wie vor persönliche Führungen, aber es war nicht schlecht, dass auf dem Gerät immer wieder Bilder der besprochenen Personen und Rahmenbedingungen zu sehen waren.

Katherina de Medici in Chenonceau

Schloss Chenonceau hat mich ein wenig vertraut gemacht mit der Königen um Katherina de Medici - und ausgebaut habe ich dieses Wissen einen Tag später im "Königsschloss" Blois. Hier habe ich keinen Audioguide mitgenommen, dafür waren aber die Tafeln im Zimmer sehr aufschlussreich (und in einem französisch geschrieben, dass auch Nicht-(Kunst)-Historiker verstehen). So weiß ich jetzt zumindest, in welcher Abfolge die königlichen Henris und Francois I auf dem französischen Thron saßen. Außerdem könnte ich Euch jetzt blumig erzählen, wie sich letzterer seines Widersachers Francois de Guise entledigte... aber besucht das Schloss lieber selbst, es lohnt sich!

Was mir in beiden Schlössern - Chenonceau und Blois - sehr gut gefallen hat, war das Vorgeben einer Route, auf der man die Geschichte(n) erkunden kann. So baut die Ausstattung der Räume gewissermaßen aufeinander auf bzw. orierntiert sich an den Gegebenheiten zu königlichen oder späteren Zeiten. Für die Kinder gab's in Blois auch immer wieder eine kleine Extra-Tafel, die auf bestimmte Gegebenheiten hinwies. Außerdem hatte man dort im Ständesaal extra einen kleinen Thron aufgebaut, auf dem sich jedermann und -frau fotografieren lassen konnten. Im selben Raum konnte man zudem die verschiedenen Bau-Epochen auf Video-Projektionen nachvollziehen und auf den Monitoren noch mehr Informationen erklicken. Sehr gelungen, wie ich finde!

Bei meiner ersten Besichtigung von Chenonceau ist mir eine Sache besonders in Erinnerung geblieben: ein offenes Feuer im Kamin einer der königlichen Schlafräume. Unvorstellbar, dass man so ein "Risiko" in einem deutschen Museum eingehen würde! Aber die Stimmung - und die Wärme -, die dieses Feuer ausstrahlte - einfach schön!

Echtes Feuer im Museum
Leider nur ein Handy-Bild von Museum mit offenen Kaminfeuer

Von Blois aus bin ich vor zwei Tagen weiter nach Orléans geradelt - immer entlang der Loire, vorbei am nächsten Atomkraftwerk und die letzten fünfzehn Kilometer in Begleitung eines netten Mittfünfzigers, der mit seinem 1978er-Rad in Vorbereitung auf eine kommende Radreise eine Samstagsrunde drehte. Das war eine gute Abwechslung auf dem schnellen, aber doch manchmal langweiligen Asphalt der Loire-Fahrrad-Autobahn".

Auch in Orléans hab ich ein Kulturtourismus betrieben, und zwar in dreifacher Weise: zum einen habe ich die "obligatorischen" Museen zur Lokalheldin Jeanne d'Arc besichtigt (Videoprojektionen und viiiiiele Malereien), zum anderen die katholische Messe zum Palmsonntag besucht (ich kann jetzt "Friede sei mit Dir" auf französisch sagen), und nicht zuletzt habe ich unheimlich viel von meinem peruanischen Gastgeber über sein Land und dortige Gegebenheiten gelernt. Das war unheimlich aufschlussreich und hat mich zum Nachdenken über die "Zivilisation", die Notwendigkeit (?) vom Lesenlernen und der Technisierung der Landwirtschaft angeregt...

Weiter geht's heute in Richtung Dijon, aber bevor ich dort ankomme, werde ich noch ein paar Tage durch die Bourgogne fahren - ohne Schlösser, aber hoffentlich weiter mit aufgeschlossen Menschen :-)

Samstag, 28. März 2015

Apropos Ausstattung...

Scheinbar hab ich es mit dem gestrigen Beitrag herausgefordert - Murphy jedenfalls fühlte sich verpflichtet, meine Ausstattung mal auf Vollständigkeit zu testen. Und so kam es, dass ich knapp zehn Kilometer hinter Blois ein wackeliges Gefühl beim Fahren bekam, was sich ziemlich schnell als erplattendes Hinterrad erwies. Gottseidank hat es entgegen der Wettervorhersage nicht geregnet, gottseinichtdank aber leider Wind geblasen. Das erschwerte das Finden des Loches und insofern auch des Übeltäters in Form eines kleinen spitzen Steinchens, was sich durch Mantel und Plastikschutzstreifen bis zum Schlauch durchgebohrt hatte.

Bevor ich es übergehe, möchte ich hiermit herzlich meiner "Fernwartung" aus Dresden danken, mit deren Hilfe ich die neu erworbene Luftpumpe für mein Ventile "umgebaut" hab. Und irgendwie bin ich auch froh, dass das Dreiergrüppchen radfahrender Franzosen erst eine halbe Stunde nach dem Erplatten an der Unglücksstelle vorbeigekommen sind. Sonst hätten sie nämlich eine derb deutsch fluchende Maria aufgefunden, die sich vielleicht sogar hätte helfen lassen... aber diese Tour ist ja dazu gedacht, dass ich selbst Hand anlege!

Der kleine Zwischenfall hat mir jedenfalls klar gemacht, dass ich durchaus nicht an alles gedacht habe bzw. nicht alle Bestandteile vollständig überprüft habe: die "Hebel" zum Mantel-über-die-Felge-Bewegen habe ich scheinbar beim Austesten der Ausrüstung zuhause liegen gelassen. Stattdessen behalf ich mir mit Bestandteilen meines Taschenmessers und hoffe, dass dies keine Schäden am Schlauch hinterlassen hat (es ist jetzt erstmal ein Ersatzschlauch drauf, den alten flicke ich heute abend). Außerdem täten ein paar Gummihandschuhe oder stattdessen Feuchttücher nicht schlecht, jedenfalls hatte ich ziemlich dreckige Hände nach der Aktion.

Es sind übrigens durchaus ein paar Autos während meiner Bastelei an mir (in knallgelber Jacke, Rock und umgedrehten Rad) vorbeigesaust und ich habe keine Geschwindigkeitsänderungen erahnen können. Ich frage mich, ob das in Deutschland auf einer kleinen Landstraße ebenso gewesen wäre?

Inzwischen bin ich übrigens schon wieder gute 20km weiter in Beaugency, trinke einen Grand Café au Lait (=Milchkaffee), schaue den Leuten beim Amigo(=Bingo)-Spielen zu und plane ein paar weitere Reisestationen. Das mache ich übrigens gern unterwegs, damit ich abends bei meinen Gastgebern nicht nur vor dem Rechner hänge. Und manchmal ergibt sich so auch ein nettes Gespräch mit der Lokalbevölkerung. Oder ein witziges Bild - bald wieder in besserer Auflösung, denn in Blois hab ich eine Gebrauchtkamera erworben. Allerdings war ich beim Schlauchwechsel erst so frustriert konzentriert, dass ich nicht wirklich ans fotografische Dokumentation gedacht habe...

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Danke für den Artikel....
Danke für den Artikel. Er trifft m.E. so manchen Nagel...
Waldwuffel (Gast) - 4. Mär, 22:04

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