Dienstag, 7. April 2015

Geschlossene Gesellschaft

Die Ostertage waren für mich mit einem kleinem "weh" belegt... begonnen mit HEIMweh, als ich den Sonntagmorgen mit Luigi am Fürstenpalast in Dijon saß, zweitfrühstückte und daran dachte, dass zur gleichen Zeit in Bautzen die Osterreiter starten. Nichts gegen französische Sonne und Dijoner Honigkuchen, aber die Osterstimmung in meiner Heimat ist - glaub ich - einfach nicht zu toppen. Da hält kein amerikanisches Eiersuchen und keine spanische Prozession mit!

Ostersonntag in Dijon
Lächeln! Es ist Ostersonntag und ich bin in einer Senfstadt.

Den Anflug von Heimweh hab ich in Schreiblust umgewandelt und so sind bald einige Postkarten auf dem Weg von Senfstadt (französisch) zu Senfstadt (deutsch). Dijon ist durchaus mal eine Reise wert mit seinen bunten Dächern, den wegweisenden Eulen im Pflaster und einem sehr, sehr sehenswerten Kunstmuseum, das sogar freien Eintritt gewährt. Nicht zu vergessen der Senf, der in verschiedenen Läden fein präsentiert und zum Verkosten angeboten wird. Hätte ich etwas mehr Platz im Gepäck, wäre jetzt nicht nur ein kleines Gläschen Spezialsenf dabei!

Nach einer Drittfrühstückspause im "Großen Garten" Dijons (ich kenne den echten Namen des Parks nicht, aber er war recht groß und lag direkt neben dem Flüsschen Ouche) bin ich ein paar Kilometer am Wasser der Ouche entlang geradelt, bevor ich mich entschlossen hab, doch lieber die Landstraße in Richtung Südosten zu nehmen. Das lag zum einen am ruckeligen, feldwegartigen Charakter der ausgewiesenen Fahrradstrecke, zum anderem an dem Hund, der michzum Ende hin ziemlich böse ankläffte und ansprang. Fand ich nicht besonders lustig, zumal die Rufe des Besitzers scheinbar lautlos verhallten.

Die Gegend, die ich dann auf Asphalt durchquerte, nannte sich "La Pleine", was mich an das englische "Great Plains" erinnerte. Ein plattgedrücktes Niemandsland, kaum Steigungen und - osterbedingt - kaum Verkehr und selten mal Leute auf den Straßen. Auch nicht in den Vorgärten, scheinbar schlugen sich die Leute alle in den Häusern ihre Bäuche voll. Selbst die Restaurants und Kebabläden in den Dörfern bzw. Städtchen waren geschlossen- sowas hab ich bisher nur in Schweden zur Mittsommernachtsfeier erlebt. Echt beeindruckend, so eine geschlossene Gesellschaft!

Insofern war ich echt froh, dass ich nach gut 50km im Flachland wieder auf einen Fluss (die Saone) mit kleinen Hügeln dahinter stieß. Und siehe da, in Seurre hatte auch eine Bar geöffnet, wo ich mir einen Café au lait gönnte... danach dauerte es nicht mehr lang bis zu meiner Gastfamilie in Verdun-sur-Loire, bei denen es bretonische Crepes gefüllt mit Ei und Käse gab. Ganz wichtig an der Füllung: das Eigelb muss noch flüssig sein, dann verteilt es sich nach dem Anschneiden des Crepes besser. Echt lecker, das Rezept werd ich zuhause wiederholen!

Der gestrige Ostermontag war dann weniger von Heimweh als von Wehmut begleitet, denn so langsam neigt sich meine Frankreich-Zeit dem Ende zu. Es liegt noch eine große französische Stadt - Lyon - vor mir, danach geht's über die Schweiz zurück ins Allemannenland. Dabei gewöhn ich mich langsam an Land und Leute im Frankenreich, träume manchmal nachts sogar schon auf französisch... Gut, dass die Grenze zur Schweiz nicht auch gleich die Sprachgrenze ist. Jedenfalls bin ich schon gespannt auf Genf und Lausanne!

Meine Montagsetappe gestern war dann gar nicht so übel: es begann mit flachen Land, in dem hier und da mal ein Hügel und sogar eine offene Bäckerei eingestreut waren. Der Wind begleitete mich fast immer von hinten und so bin ich recht zügig in die Region "Bresse" hineingeradelt, in der man sehr stolz auf die hier gezüchteten Hühnchen ist, die die Nationalfarben in ihrem Federkleid tragen. So sieht man auch häufig Schilder und Statuen in Form eines stattlichen Gockels, was anderen Hunger und mir Lust aufs Fotografieren gemacht hat.

Bresse-Hühnchen

Die letzten Kilometer um Montrevel-en-Bresse haben mich dann doch ziemlich beeindruckt - links von mir erstreckte sich ein grünes Tal... und dahinter: die Alpen. Der Montblanc. Ich bin in der Verwaltungsregion "Rhone-Alpes" angelangt!

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Danke für den Artikel. Er trifft m.E. so manchen Nagel...
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