Couchsurfing ist eine feine Sache, und so sitze ich nun in Lyon bei einem Informatiker und versuche mich an meinem Französisch, das ganz schön eingerostet ist... Eindrücke von Barcelona, Madrid und meinem Urlaub folgen!
MuTZelchen - 18. Mär, 19:50
Yo estoy en Barcelona - ich bin in Barcelona, seit nunmehr über 24 Stunden. Nach anderthalb Tagen Berlin habe ich mich mitsamt Reisetasche und Rucksack am Flughafen Schönefeld in einen Easyjet-Flieger gesetzt, um eine spanisch-französische Städtetour zu beginnen: Barcelona, Madrid, Lyon, Paris - und dann wieder zurück nach Berlin. Mein kleines Öko-Herz musste ich dafür allerdings auf der Strecke lassen, denn ein Interrail-Ticket hätte mich 100€ mehr als die aufsummierten Flugtickets gekostet. Es wird Zeit, dass Kerosin wie normaler Treibstoff versteuert wird...
Heute jedenfalls bin ich erst einmal ein wenig durch die Straßen Barcelonas gelaufen, habe mir die "Ramblas" und die Sagrada Familia - die monströse Kirche im Jugendstilviertel, an der seit über 100 Jahren gebaut wird - angesehen und mich über das Wetter gefreut. Zwar sind es nicht ganz 20°C, aber die Sonne scheint so stark, dass ich teilweise ohne Jacke herumspazieren konnte. Mit meinem deutschen Wärmeempfinden war ich dann doch ziemlich einsam, jedenfalls schauten sich so einige Leute nach mir um ;)
Auf der Suche nach interessanten Stadtrundgängen bin ich übrigens auf
www.barcelonamovie.com gestoßen - eine Homepage der hiesigen Tourismushochschule, das Schauplätze bekannter Filme im Stadtplan Barcelonas abträgt und dann Informationen zu den jeweiligen Attraktionen und Filmszenen gibt. Eine tolle Idee, finde ich und werde morgen sicherlich noch ein paar Orte aufsuchen, an denen auch Woody Allen gedreht hat...
MuTZelchen - 12. Mär, 19:20
Die Sonne lacht, das Semester ist abgeschlossen, die Wäsche gewaschen, das Zimmer nachvermietet, das Fahrradlicht wieder funktionsfähig, Cookies frischgebacken, der Mitbewohner hat wieder Zeit, Freunde kommen aus dem Ausland zurück und die nächste Europareise steht vor der Tür - bei mir ist Frühling!
MuTZelchen - 5. Mär, 14:05
Heute morgen habe ich eine Führung in der Gläsernen Manufaktur mitgemacht. Das ist der Glaspalast am Großen Garten, wo seit 2002 der die Volkswagen-Luxuskarosse Phaeton endmontiert wird. Das Ambiente ist edel bis steril und die Produktion erstaunlich leise, sodass sich die Umgebung hervorragend für Besichtigungen und andere Marketingprojekte eignet.
Ich wurde einer kleinen Gruppe von überwiegend knapp 60-jährigen Besserverdienern zugeordnet, die sich - wahrscheinlich in Hinblick auf den Erwerb eines Phaetons - mal das Geschehen angucken wollten. Spätestens, als wir beim Vorführwagen ankamen, zeigte sich das klassische Rollenbild: Er steigt auf der Fahrerseite ein, während Sie sich mit dem Fenstermechanismus und den Getränkehaltern vertraut macht.
Beim ausgestellten Zwölfzylinder dann folgender O-Ton: "Schau mal, da sieht man, wie die Kolben sich bewegen. Das können sich Frauen ja sonst nicht vorstellen" Als der Herr meinen strafenden Blick bemerkte, fügte er noch hinzu, dass damit nicht wir jungen Dinger gemeint seien...
MuTZelchen - 4. Mär, 11:47
Woran erinnern wir uns alle, wenn wir an Familienfeste denken? Genau, selbstgemachten Kuchen und Kaffee ohne Ende! Was hat IKEA damit zu tun? Es deklariert die achso schwedische
Fika zur Familienangelegenheit - bist Du Mitglied in der FAMILY, gibt's Heißgetränke ohne Ende. Alles was Du (bei IKEA siezen wir uns nicht!) tun musst: einen Antrag ausfüllen, regelmäßig Werbenewsletter empfangen und eine Mitgliedskarte mit Dir rumtragen. Bis diese bei Dir angekommen ist, gibt es eine Vorläufige aus Papier, die vom Antragszettel abgetrennt werden kann.
Mein Familiengefühl ist bei meinem heutigen IKEA-Besuch dann wohl doch nicht soo ausgeprägt gewesen, jedenfalls war ich mit meiner vorläufigen Mitgliedskarte schon ziemlich zufrieden. Wozu Newsletter lesen, wenn man Kaffee und Rabatte auch schon mit einem Papierzettelchen bekommt? Die Dame an der Cafeteria-Kasse hat mich sogar ziemlich nett durchgewunken und ein ortskundiger Mann (ich nehme an Verwaltungsmitarbeiter) mir noch Tipps für optimalen Automatenkakao gegeben. Da kam fast so etwas wie ein Familiengefühl aus.
Ich danke IKEA Family und freu mich aufs nächste KuK-Treffen mit meiner Dauer-Verwandtschaft!
MuTZelchen - 3. Mär, 22:52
In den Städtischen Museen Dresdens gibt es jeden Freitag ab 12:00 Uhr freien Eintritt und so bin ich gestern nachmittag mal ins Kügelgenhaus auf der Hauptstraße gegangen. Das ist die Straße, die vom Goldenen Reiter zum Albertplatz führt und von August dem Starken nach einem Stadtbrand als Prachtallee ausgebaut wurde. Die Bombardierung auf Dresden 1945 hat zwar auch hier fast den gesamten Straßenzug zerstört, aber ein paar barocke Häuser stehen doch noch, unter anderem eben das Wohnhaus von Franz Gerhard von Kügelen. Dass es ein Museum ist, wusste ich schon lange und habe meine Rikscha-Gäste auch immer fleißig darauf hingewiesen, und nun wollte ich es mir endlich einmal selbst ansehen.
Die Tür zum Museum im dritten Stock des Hauses war verschlossen, aber nach kurzem Klingeln kam schnell eine nette Mittfünfzigerin den Gang entlang, die sich als Museumsbetreuerin entpuppte. Neben mir und meinem Begleiter besuchten noch zwei Mitarbeiter aus anderen städtischen Museen das Haus und ließen sich eine kurze Einführung geben. Ich hörte anfangs noch mit zu - 30 Jahre Museumsgeschichte, thematisch geordnete Räume, freigelegte Deckenbalken,... - und entschied mich dann, die Ausstellung auf eigene Faust zu erkunden.
In den verschiedenen Zimmern der ehemaligen Künstlerwohnung von Kügelgen gab es allerlei Tafeln und Bildnisse von Kügelgen und seinen Zeitgenossen. Caspar David Friedrich, Theodor Körner, Richard Wagner - die Liste der berühmten Namen, die im Kügelgenhaus erwähnt werden, ist lang. Wie sie jedoch genau mit Kügelgen oder dem Haus in Verbindung standen, war nicht erwähnt. Überhaupt fehlte mir ein wenig der rote Faden, denn als "Museum der Dresdner Frühromantik" hätte ich zumindest gern gewusst, was denn die Romantik von anderen Kunst-, Literatur- und Musikstilen abgrenzt. So blieb mir der fade Geschmack längst vergangener Deutsch-Stunden in Erinnerung.
Wie viele Museen standen auch im Kügelgenhaus alte Dinge herum - Biedermaiermöbel hier, Jagdgewehr und Volkskunst da. Ich habe nie verstanden, warum solche Exponate, ohne jedwede Erklärung der Herkunft oder des Gebrauches, ausgestellt werden müssen. Nur falls sie ein zeitgeschichtliches Ganzes - ein komplettes Esszimmer, eine Wohnstube, usw. - bilden, kann ich ihnen etwas abgewinnen. So auch geschehen im Kügelgenhaus: im hintersten Zimmer, mit Blick auf den Innenhof, war Kügelgens Atelier nach der Vorlage einer Zeichnung nachgebildet. So hatte ich eine genaue Vorstellung, wie er da saß und malte.
Für zukünftige Rikschafahrten entlang der Hauptstraße habe ich auch noch ein Schmankerl mitgenommen: aus einem Fenster zur Hauptstraße schaute 1813 Goethe, der den Einzug preussischer Truppen gegen Napoleon erwartete. Das Museum werde ich den Fahrgästen aber wahrscheinlich nur freitags empfehlen...
MuTZelchen - 28. Feb, 08:35
Ich habe mich diese Woche ausgiebigst mit dem Medium Wasser beschäftigt. Zum einen im Gedanken an den permanent niedrigen Wasserdruck in unserer Wohnung und zum anderen, indem ich geschätzte 4,5 km auf (oder in?) den Bahnen der Schwimmhalle "Freiberger Platz" zurückgelegt habe.
Eben jenes Hallenbad war vor reichlich einem Jahr Bestandteil heißer Diskussionen um das Sportstättenmanagement unserer Stadt, nachdem man festgestellt hatte, dass die Statik des Daches wohl nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht. Kein Wunder, denn das 1969 errichtete Gebäude hat immer noch den Flair der späten 80er. Nachdem die Schließung abgewendet war, tauchte das Bad auch in meinem Gedächtnis wieder unter, zumal es ohne Rutsche und Whirlpool nicht ganz so attraktiv wie zum Beispiel das Georg-Arnold-Bad am Großen Garten wirkte.
Mein Geiz gepaart mit der Möglichkeit, als Unisport-Nutzerin in den Semesterferien kostenlos am Freiberger Platz schwimmen zu gehen, führte mich dann letzte Woche das erste Mal seit drei Jahren wieder in die Schwimmhalle. Für Ausdauerschwimmer ist die Anlage der Traum: 50 Meter lange Bahnen, die durch Seile voneinander getrennt sind, sodass nicht ständig Querschwimmer das Vorankommen stören. Und vom Tempo her kann man sich auch eine dem eigenem Niveau entsprechende Bahn aussuchen - wobei ich bemerkt hab, dass ich so langsam gar nicht bin ;)
Übrigens steht die Schwimmhalle Freiberger Platz genau wie die Mensa Bergstraße und der Kulturpalast seit letztem Jahr als Kulturdenkmal unter dem Schutz der Stadt. Auf dass wir noch lange zu studentenfreundlichen Preisen da baden können!
MuTZelchen - 26. Feb, 16:24
Auf dem Nachhauseweg von der Sauna um die Ecke sprachen wir über Reisen in Entwicklungs- bzw. Schwellenländer und ich meinte, dass es mich - als Tourist - dorthin nicht ziehen würde. Habe ich Angst vor der Konfrontation mit Armut und Elend, oder gibt es auch eine rationale Begründung? Das einzig sinnvolle Argument scheint folgendes zu sein: wenn ich in ein Land reise, in dem Menschen Hunger leiden, dann esse ich Ihnen ja die wenigen vorhanden Lebensmittel weg. Jedenfalls konnte ich mir nicht vorstellen, dass Tourismus in der sogenannten Dritten Welt zu besserer Lebensmittelversorgung der Bevölkerung führen kann.
Mein Halbwissen diesbezüglich führte mich unter anderem auf den Wikipediaartikel zu
Welthunger und ließ mich staunen:
"In den USA hungerten im Jahr 2005 10,8 Millionen US-Bürger". Das ist doch der Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass in diesem Land wirklich NIEMAND Hunger leiden müsste. Auf der Homepage der Welthungerhilfe steht dazu treffend:
" Politisch gesehen ist die Tatsache, dass weltweit 923 Millionen Menschen hungern, ein Symptom für das Versagen von Politik."
Womit wir bei der Agrarpolitik Europas wären: zentraler Streitpunkt ist und bleibt die Subventionierung heimischer Bauern. Die These, dass Freihandel durch Erhöhung des Konkurrenzkampfes zu "effizienterer" Nahrungsproduktion führt und damit Mehrproduktion in Entwicklungsländern schafft, klingt für mich ein wenig nach VWL-Vorlesung im ersten Semester. Man betrachtet einen stark vereinfacht modellierten Markt rein ökonomisch und blendet ökologische, technische und soziale Konsequenzen aus - was, wenn Produkte aus Entwicklungsländern ohne Importzölle den EU-Markt betreten können? Dann verringert sich hier die Agrarwirtschaft, wir importieren Lebensmittel aus diesen Ländern und damit bleibt der dortigen Bevölkerung auch nicht mehr als vorher. Wo ist hier mein Denkfehler?
MuTZelchen - 22. Feb, 23:11
Leute, ich hab den Russisch-Test bestanden, und das sogar ziemlich gut! Freu mich schon auf die ersten russischen Rikscha-Touristen...
MuTZelchen - 22. Feb, 16:23