Wo Goethe aus dem Fenster guckte

In den Städtischen Museen Dresdens gibt es jeden Freitag ab 12:00 Uhr freien Eintritt und so bin ich gestern nachmittag mal ins Kügelgenhaus auf der Hauptstraße gegangen. Das ist die Straße, die vom Goldenen Reiter zum Albertplatz führt und von August dem Starken nach einem Stadtbrand als Prachtallee ausgebaut wurde. Die Bombardierung auf Dresden 1945 hat zwar auch hier fast den gesamten Straßenzug zerstört, aber ein paar barocke Häuser stehen doch noch, unter anderem eben das Wohnhaus von Franz Gerhard von Kügelen. Dass es ein Museum ist, wusste ich schon lange und habe meine Rikscha-Gäste auch immer fleißig darauf hingewiesen, und nun wollte ich es mir endlich einmal selbst ansehen.

Die Tür zum Museum im dritten Stock des Hauses war verschlossen, aber nach kurzem Klingeln kam schnell eine nette Mittfünfzigerin den Gang entlang, die sich als Museumsbetreuerin entpuppte. Neben mir und meinem Begleiter besuchten noch zwei Mitarbeiter aus anderen städtischen Museen das Haus und ließen sich eine kurze Einführung geben. Ich hörte anfangs noch mit zu - 30 Jahre Museumsgeschichte, thematisch geordnete Räume, freigelegte Deckenbalken,... - und entschied mich dann, die Ausstellung auf eigene Faust zu erkunden.

In den verschiedenen Zimmern der ehemaligen Künstlerwohnung von Kügelgen gab es allerlei Tafeln und Bildnisse von Kügelgen und seinen Zeitgenossen. Caspar David Friedrich, Theodor Körner, Richard Wagner - die Liste der berühmten Namen, die im Kügelgenhaus erwähnt werden, ist lang. Wie sie jedoch genau mit Kügelgen oder dem Haus in Verbindung standen, war nicht erwähnt. Überhaupt fehlte mir ein wenig der rote Faden, denn als "Museum der Dresdner Frühromantik" hätte ich zumindest gern gewusst, was denn die Romantik von anderen Kunst-, Literatur- und Musikstilen abgrenzt. So blieb mir der fade Geschmack längst vergangener Deutsch-Stunden in Erinnerung.

Wie viele Museen standen auch im Kügelgenhaus alte Dinge herum - Biedermaiermöbel hier, Jagdgewehr und Volkskunst da. Ich habe nie verstanden, warum solche Exponate, ohne jedwede Erklärung der Herkunft oder des Gebrauches, ausgestellt werden müssen. Nur falls sie ein zeitgeschichtliches Ganzes - ein komplettes Esszimmer, eine Wohnstube, usw. - bilden, kann ich ihnen etwas abgewinnen. So auch geschehen im Kügelgenhaus: im hintersten Zimmer, mit Blick auf den Innenhof, war Kügelgens Atelier nach der Vorlage einer Zeichnung nachgebildet. So hatte ich eine genaue Vorstellung, wie er da saß und malte.

Für zukünftige Rikschafahrten entlang der Hauptstraße habe ich auch noch ein Schmankerl mitgenommen: aus einem Fenster zur Hauptstraße schaute 1813 Goethe, der den Einzug preussischer Truppen gegen Napoleon erwartete. Das Museum werde ich den Fahrgästen aber wahrscheinlich nur freitags empfehlen...
theralf - 28. Feb, 10:04

Glück gehabt

Na, da war das Hygienemuseum wohl doch die bessere Wahl... Habe mich übrigens ganz gut davon erholt und beschlossen, irgendwann nochmal hinzugehen.

Aktuelle Beiträge

Ge*ä*ndert.
Lang, lang, ja wirklich laaaaaaaang ist es her, seit...
MuTZelchen - 29. Mär, 14:56
RECODE - Selten ein gutes...
RECODE - Selten ein gutes Zeichen, wenn man von Software...
waldwuffel (Gast) - 23. Mär, 20:49
RECODE.
Vor ein paar Monaten wachte ich nachts um drei auf...
MuTZelchen - 16. Nov, 17:44
Der Artikel gefällt mir...
Der Artikel gefällt mir sehr gut. Ich weiß nicht, ob...
deprifrei-leben - 4. Mär, 23:13
Danke für den Artikel....
Danke für den Artikel. Er trifft m.E. so manchen Nagel...
Waldwuffel (Gast) - 4. Mär, 22:04

Suche

 

Status

Online seit 6117 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 29. Mär, 15:03

Credits


Dresden
Fahrrad & Rikscha
Kurioses & Erkenntnisse
Leben
Lesen, Sehen und Hören
Mathematik
Meta
Poesiealbum
Postkartenaktion
Reisen
Schweden
Weihnachtslyrik
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren