Schweden
Gemeint ist natürlich nicht der Weihnachtsmann, sondern mein Schlüssel. Ich habe ihn heute aus der Schlüsselkiste der Polizei heraussuchen können. Dabei musste ich ihn gar nicht erst beschreiben, nein, ich bekam gleich eine Kiste mit ca. 20 Schlüsselbünden, die sich im letzten Jahr angehäuft hatten zur Auswahl. Insofern bin ich froh, dass meiner NOCH da war. An dem Schlüssel hing nämlich mein Digipass, ein kleines elektronisches Gerät, das Ziffernfolgen fürs Onlinebanking generiert.
Übrigens hatte ich die Schlüsselkiste der Polizei heute nicht zum ersten Mal gesehen. Gestern war ich auch schon da, und da lag meiner noch nicht drin. Das macht drei Tage Ungewissheit, von Sonntag bis heute. Obwohl ich dem Finder wirklich dankbar bin, frage ich mich doch, wieviel Zeit er sich gelassen hat, um den Schlüssel zur Polizei zu bringen. Sollte ich jemals einen finden, werde ich jedenfalls schnurstracks zum nächsten Fundbüro gehen.
Obwohl: vielleicht ist der Finder bis gestern auch einfach nur an den Öffnungzeiten der Polizei gescheitert...
MuTZelchen - 2. Apr, 15:38
Ich bin soeben von meinem ersten Ausflug ins hiesige Vereinsleben wiedergekommen. Malmbergets Musikkår heißt die Truppe, die jeden Dienstag halb sieben zusammentrifft. Truppe im wahrsten Sinne des Wortes, denn mit mir waren wir heute zu siebent. Dabei hab ich sowohl das Alter gedrückt, als auch die Geschlechterverteilung, ähm, revolutioniert ;)
Die "Jungs" waren aber trotzdem ganz nett, der jüngste auch sicher noch unter 50. Gespielt haben wir vor allem Marschmusik und ein kleines Bissl Swing. Letzteres war dann aber ohne Dirigent doch nicht so schön anzuhören...
Ach ja, und wir haben ein Maskottchen namens Benjamin.
Letzter Satz: April, April!
MuTZelchen - 1. Apr, 20:49
Aus gegebenen Anlass bin ich heute nach der Arbeit zur Polizei gelaufen. Die Eingangstür war verschlossen und ein Schild verwies darauf, dass Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr, Freitag nur bis 15 Uhr geöffnet ist. Sollte es sich um einen Notfall handeln (warum gehe ich sonst zur Polizei?), bitte an der Hintertür melden. Auch diese war verschlossen. Zufällig kam gerade ein Polizist vorbei und ich fragte, an wen ich mich wegen eines verlorenen Schlüssels wenden müsse. Er meinte, es täte ihm leid, aber heute kann er da nichts mehr für mich tun. Ich solle morgen um 9 Uhr wiederkommen.
Ähnliches widerfuhr mir in den nächsten zwei Stunden, die ich, sowieso schon mißgelaunt, zur Erledigung meiner dieswöchentlichen Vorsätze nutzen wollte. Der Schuhmacher, bei dem ich meine Stiefel repariert haben möchte, hat nur von 9 bis 14 Uhr offen, und das nur an Wochentagen. Ebenso arbeitsunverträglich sind die Öffnungszeiten der Büros von Freilufts- und Studienverein, bei denen ich mich für Kletter- und Yogakurse anmelden wollte. So werde ich wohl morgen mittag statt Brötchenpause eine kleine Stadtrundfahrt einlegen, in der ich hoffentlich meinen Schlüssel wiederbekomme, meine Schuhe zur Reparatur bringe und endlich nähere Informationen über die Sportkurse erhalte.
Natürlich gelten diese engen Öffnungszeiten nur für Ämter und - ähm - besondere Einrichtungen wie den Schuhmacher. Bekleidungs- und Sportgeschäfte haben in guter Kleinstadtmanier wochentags bis 18 Uhr, am Sonnabend bis 14 Uhr offen. Und im Coop-Supermarkt sind wir schon fast in Amerika angekommen: 8 bis 22 Uhr, 7 Tage die Woche.
MuTZelchen - 31. Mär, 18:22
Nach dem kurzen Ausflug in die Bücherwelt zurück zum täglichen Geschehen. Nachdem es jetzt eine Woche lang bitterkalt und sehr sonnig war, hat es heute den ganzen Tag geschneit. Dafür war der Himmel grau und lud nicht besonders nach draußen ein. Bin dann trotzdem mal, zu Fuß, losgegangen und über den "Kulturstig" gelaufen. Das ist der Gällivarer Lehrpfad mit Informationen zu Kirche, Bahnhof, Samendenkmal ... naja, zu viel mehr eigentlich nicht ;)
Jedenfalls endet dieser Weg ganz unspektakulär an einer kleinen Straße in der Nähe des Strandbades. Da noch alles verschneit war, konnte ich entweder entlang dieser Straße oder eben auf dem Kulturstig zurücklaufen. Ich hab mich für letzteres entschieden und auf den ersten 100m gleich noch ein paar Radschläge gemacht. Dann bin ich gemütlich über den Vassarafluss in Richtung Fjällnäs, einem höher liegendem Wohngebiet, in dem auch Gällivares bestes Hotel und Restaurant, das Fjällnäs-Schloss, steht.
Auf dem Rückweg durch die Stadt habe ich darüber nachgedacht, dass ich doch endlich mal herausfinden sollte, in welchem Haus der Nachbarschaft sich die Sauna befindet, die wir auch nutzen dürfen. Beim Gedanken daran, die Sauna- bzw. Haustür dazu aufzuschließen, fuhr meine Hand in Richtung Jackentasche. Dreimal dürft Ihr raten, sie war leer. Die linke Tasche auch, ebenso die beiden in der Hose.
Um es vorweg zu nehmen: nein, ich habe den Schlüsselbund nicht wiedergefunden, jedenfalls nicht an der Radschlag-Stelle. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er woanders herausgefallen sein könnte. Und ja, mir ist bewusst, dass das ganz schön teuer werden könnte (meinem Vorgänger hat es 200€ gekostet). Da heute Sonntag ist, bleibt mir aber nicht viel mehr als die Hoffnung, dass der Schlüssel morgen bei der Polizei, der Stadt oder der SEB (von denen hab ich einen Kontoschlüssel-Anhänger, mit dem man mich auch identifizieren könnte) abgegeben wird.
Drückt mir die Daumen, ja?
MuTZelchen - 30. Mär, 17:01
Bis ich verstanden hab, wie man Fotos von anderen Homepages hier abbilden kann, muss ich wohl auf
meine Fotos bei Flickr verweisen. Meine Fotos in dem Sinne, dass sie auf meinem Account liegen. Gemacht hat sie Michael.

MuTZelchen - 26. Mär, 21:44
Bisher hab ich mich ja ziemlich bedeckt gehalten bezüglich des Wetters. „Schneereich“ beschreibt es wohl am besten. Als ich vor zwei Wochen hier landete, hatte ich noch Angst, zuwenig winterfeste Sachen mitzuhaben. Die gesamte Landschaft war vollends mit dem Schnee bedeckt und zuletzt waren wohl Temperaturen von -18°C aufgetreten.
An meinem ersten Arbeitstag nahm mir die Sonne erstmal sämtliche Bedenken. Wir hatten wohlig warme Plusgrade, so ein oder zwei, und ich konnte sogar ohne Mütze und Handschuhe durch die Straßen laufen. Ich weiß nicht, ob die spätere Erkältung eine Folge dessen war.
Inzwischen hat mich das Wetter die temperaturmäßige Unberechenbarkeit gelehrt. Das heißt, selbst wenn es heute noch um die 0°C „warm“ ist, kann es morgen bis -15°C heruntergehen. Und das schlimmste: ein Blick aus dem Fenster trügt meistens. Denn wenn mich morgens die Sonne aus einem strahlend blauen Himmel anlacht, gab es nachts sicherlich keine Wolke, die Wärmestrahlung auf diesem Fleckchen Erde zurückgehalten hat.
Mit der richtigen Ausrüstung wird dieses Wetter zum Wintertraum: die Autos sind serienmäßig mit Elektroanschluß für einen kleinen Lüfter, der in den Fußraum gelegt wird, ausgestattet. Deswegen gibt es hier auch so viele Mietparkplätze mit Elektroanschluß inklusive Zeitschaltuhr steht.
Desweiteren fährt unser Auto derzeit auf Winterreifen mit Spikes, kleinen metallenen Spitzen, die sich auf der vereisten Fahrspur festkrallen. Das war auf unserer Fahrt nach Luleå auch nötig, denn entgegen meiner Annahmen waren die 300 km nicht vollständig geräumt, sondern teilweise eine echte Eislaufbahn. Es wird einem dann schon mulmig, wenn der Vordermann plötzlich anhält und man nur noch hofft, zum Stehen zu kommen.
Was in einem Auto natürlich auch nicht fehlen darf: Eiskratzer. Am besten gleich in jeder Tür, damit alle fleißig helfen können, die Fenster von außen und innen freizubekommen. Das sieht dann in etwa so aus:

MuTZelchen - 24. Mär, 17:19
Oder, wie man in Schweden sagt:

(Unsere Firma hat Osterhase gespielt und jedem ein mit Süßigkeiten gefülltes Ei geschenkt.)
MuTZelchen - 23. Mär, 09:36
Die Eins steht da oben nur vorsichtshalber. Man weiß ja nie, was mir noch alles einfällt ;)
Sicher ist jedoch, dass man hier in Gällivare ein ganz gutes Auskommen hätte, wenn man Mittagessen ausfährt. Im hiesigen Gewerbezentrum gibt es nämlich nur einen Gefrierschrank mit überteuertem Mikrowellenessen, was man auch genausogut von zu Hause mitbringen kann. Und ein "Baguetteauto", was mittags zu Doppeldönerpreisen belegte Langweichbrote (pas de baguette, pas du tout!) anbietet.
Es hat natürlich auch seine guten Seiten, mittags mal nicht bedient zu werden: ich koche abends. Gut. Und die Kreationen für mein Mittagsmahl werden hoffentlich auch noch an Rafinesse gewinnen.
MuTZelchen - 19. Mär, 19:45
Juhuu, der erste Ausflug steht an! Habe gerade mit einem deutschen Studenten aus Luleå telefoniert, der uns zwei Nächte in seiner Wohnung campen lässt. Am Donnerstag geht's los...
MuTZelchen - 18. Mär, 20:27
Wenn man irgendwo lebt, muss man dort auch was essen. Und wenn man etwas essen will, muss man das entweder aus dem Kühlschrank holen oder im Restaurant bestellen. In beiden Fällen sollte man das aber bezahlen.
So kam es, das Maria in die Welt zog, um Nahrung zu kaufen. Ihrer sparsamen Natur folgend, kaufte sie zuerst ein 2kg-Pack Haferflocken, dann Milch und Eier, Brot, Käse... naja, wie man eben einkaufen geht. Spätestens an der Obstabteilung war klar, dass das Vergleichen mit deutschen Preisen keinen Zweck hat. Höchstens, wenn man sich nur noch von Südfrüchten ernähren will, die sind nämlich tatsächlich genauso teuer wie zu Hause.
Das Preisniveau liegt bei den Lebensmitteln so um ca. 50 bis 100% höher als in (Ost-)Deutschland. Das hat durchaus seinen Grund. Denken wir zunächst an die geographische Lage: Gällivare liegt fast 100km nördlich vom Polarkreis. Das bedeutet Schnee von Oktober bis April, ein halbes Jahr lang Minusgrade, eben nicht so optimale Bedingungen für Pflanzen zum wachsen.
Ein Blick auf ein
Infoblatt über Norrbotten bestätigt, dass Landwirtschaft hier keine bedeutende Rolle spielt. In der riesigen Region werden auf 5.521 ha Weizen angebaut, auf 22.569 ha Grünfutter und nur lächerliche 69 ha sind reserviert für Kartoffeln. Für Tiere ist also weitaus besser gesorgt als für den Menschen.
Das bringt mich zu der These: als Fleischesser wäre ich wahrscheinlich günstiger weggekommen. Vielleicht sollte ich mich auf die Suche nach nicht-faseriger, nicht-überwürzter, am besten nach Blumenkohl-schmeckender tierischer Nahrung machen. Apropos, Blumenkohl hab ich noch gar nicht gesehen!
MuTZelchen - 17. Mär, 18:13