Schweden
Mein erstes Wochenende hier in Gällivare wird wohl nicht als das erlebnisreichste in die Geschichte meines Praktikums eingehen. Es fing mit leichten Halsschmerzen am Dienstag an, verwandelte sich in allgemeines Unwohlsein und heute lieg ich mit einer Mischung aus Kopfschmerzen, Hitzewellen und Halsweh zu Hause. Nicht so toll!
Da wir mitten in der Stadt wohnen, war ich gestern trotzdem mal draußen und hab mir den Wintermarkt in Gällivare angeschaut. Die wenigen Innenstadtstraßen waren durchzogen von Marktständen, die wechselweise Kleidung, Fladenbrot, Rentierfleisch und Süßigkeiten anboten. Dazwischen noch ein paar Händler mit Holzgegenständen und Küchengeräten sowie ein Mann, der eine Art Staubsauger anpreiste. Alles in allem kein besonderer Markt, aber die Stadt war trotzdem proppevoll. Als wir bei der SEB Geld holen wollten, stand sogar eine Schlange von mindestens 10 Personen davor, sodass wir es uns anders überlegt haben.
Interessant war vielleicht noch, dass hier Rentierfleisch tatsächlich eine Konkurrenz zum Rindfleisch ist, jedenfalls gab es an zwei Ständen Dönerfleisch zu kaufen. Michael hat es geschmeckt.
MuTZelchen - 16. Mär, 13:02
Ich habe mir vorgenommen, innerhalb der nächsten vier Monate noch zum Status "lebt" zu kommen und nehme daher Veränderungen an dem mir übergebenen Zimmer vor. Die bisherige Anordnung der Möbel war so:
Jedenfalls habe ich heute das Bett von der passgenauen Gegenüberseite des Fensters an die Seite des Zimmerschlauchs geräumt und als nächstes gleich mal den Schreibtisch auseinandergebaut. Das Ding war extrem unschön!
Da dieser Raum nun also tischlos ist, sitze ich nun in guter Yogamanier im Schneidersitz vor einem Stuhl, auf dem sich der Laptop befindet. Ich überlege noch, ob hier ein Ecktisch Marke Eigenbau oder ein 30€-Köp&Sälj-Schreibtisch stehen soll. Kreative, geldbeutelfreundliche Ideen erwünscht!
Ach ja, bei der Umraumaktion fanden sich übrigens noch eine Tagesdecke und eine (zusammengerollte!) Therm-a-rest unter dem Bett.
MuTZelchen - 14. Mär, 21:53
Kennt sich zufällig jemand mit Navision, der "Standardsoftware für ERP-Systeme" aus? Ich hab heute versucht, mich da hineinzudenken und bin, naja, nicht sehr weit gekommen :(
MuTZelchen - 13. Mär, 17:29
Wer mich schonmal allein am Esstisch hat sitzen sehen, der weiss, dass ich immer etwas zu lesen brauche. Und so kommt es, dass ich zum Beispiel die Beschreibung der "Werther's Original"-Erfindung sowohl auf deutsch als auch auf französisch fast auswendig kenne ("Il était une fois, dans le petit village de Werther...", nachzulesen auf der Münchner Straße 23a, Dose steht auf dem Fensterbrett über dem Küchentisch).
Wer nun schwedische Verpackungen aufmerksam liest, findet auf jeder zweiten eine Anweisung, zu welchen Müll denn nun die (un)sterblich Hülle kommt. Die Kategorien "sorteras som": Hårdplast (harte Plaste). Papper (Papier). Tidnigar (Zeitungen). Tetror (Tetrapacks). Kartong. Metall. Elektronik. Kompostärbart. Brännbart Restavfall. Und zuguterletzt noch Farligt avfall, der gefährliche Abfall. Nachzulesen unter
http://www.renhallningen.ax/Sortering.htm
Da fragt sich der Nullachtfuffzehn-zwei-Kammern-denn-Bio-verrottet-auch-auf-dem-Restmüll-Trenner schon, wie man das nun alles auseinanderhalten soll und ob es böse Haue gibt, wenn ich den Teebeutel nicht eindeutig zuordnen kann. Um dem Kunden dies zu ersparen, finden sich unter anderem solche Beschreibungen:
"Skölj ur och platta till. Lämna förpackningen in behållaren för pappersförpackningar. Den lösa skruvkorken lämnas i behållaren för plastförpackningar." - Auswaschen und plattdrücken. Die Verpackung in den Behälter für Papierverpackungen stecken. Den abgelösten Schraubverschluss in den Behälter für Plaste stecken.
MuTZelchen - 12. Mär, 21:51
Um es vorweg zu nehmen: die Wohnung ist an sich schon hübsch! Wir haben 2 studentenfreundlich kleine Schlafzimmer, ein großes Wohnzimmer mit zwei Sofas und eine Küche, in der sogar ein großer kieferner Esstisch Platz hat. Allerdings hätt ich bis gestern abend die Frage, ob ich schon lebe, mit "Nein, ich wohne noch" beantworten müssen.
Mein Zimmer liegt direkt neben der Küche, ist ein Schlauch von circa 11 qm und als ich das erste Mal reingeschaut hab, musste ich schon ein bissl schlucken. Das lag vor allem an der mit Winkeln auf Holzplatten fixierten Furnierplatte, die (noch?) meinen wackeligen Schreibtisch darstellen. UND an der IKEA-Kommode, deren Schubladen allesamt die Fronten fehlten.
Auf den zweiten Blick gestaltete es sich um einiges freundlicher. Okay, der Schreibtisch ist Schrott und wird entweder stabilisiert oder ausgetauscht, aber für die Kommode fanden sich drei von vier Frontstücken, die mithilfe von Kaugummi fest mit den Schubladen verleimt wurden. Außerdem bin ich mit Kreuzschlitzschraubenziehern (heißen die so?) durch die Wohnung gelaufen und hab sämtliche Türknöpfe wieder festgezogen. Derweil hat Michael, mein Mitbewohner, schonmal die Schränke im Wohnzimmer entrümpelt und dabei eine kleine deutsche Bibliothek hervorgezaubert.
Dabei erwähnenswerte gefundene "Besitztümer": ein großer Reisekoffer. Ein Schlafsack (kann man die waschen und nachher mit guten Gewissen drin schlafen?). Reiseführer "Norwegen". Arztroman. Großformatig gerahmte Bilder mit kitschigen Motiven. Ordner mit gesammelten Rezepten. Unmengen von Handtüchern und Bettzeug - wahrscheinlich bringt jeder was mit und lässt es aus Gepäckbegrenzungsgründen dann hier. Und in der Küche - eine Brotmaschine. Dabei gibt es sogar Schwarzbrot im Supermarkt.
Außerdem vorhanden: Möbel, Stereoanlage, Fernseher, 2 Rennräder, Kaffeemaschine (wird nicht benutzt werden), sowie der übliche lebensnotwendige Küchen- und Putzkram. Ich denke, hier lässt es sich gut aushalten!
MuTZelchen - 12. Mär, 21:17
Soll heißen: zu viele Eindrücke. Wenn das hier ein anständiges, gut lesbares Blog werden soll, dann muss ich wohl die Beiträge für heute stückeln. In den letzten zwei Tagen ist mir einfach zu viel aufgefallen, als dass es in einen zusammenhängenden Text passt.
In Kurzfassung: ich war zwei Tage auf Arbeit, habe dort viel über die Firma gelernt, mich mit Kollegen bekannt gemacht und versucht, mir den Weg bis dahin einzuprägen (ich hab als Beifahrer nicht das beste Koordinationsvermögen). Am gestrigen Abend wurde Wohnung bzw. Zimmer entrümpelt und heute hab ich meinen ersten Stadtrundgang gemacht.
Dazu thematisch gleich mehr...
MuTZelchen - 12. Mär, 21:09
Das Herzklopfen wich einem Herzwummern, das sich erst nach geöffneter Wohnungstüre in Hunger verwandelte.
Der Weg zur Wohnungstür war abenteuerlich: als ich am Flughafen Gällivare ankam, hab ich trotz der mir bewussten fehlenden Kommunikation der letzten Woche auf eine Person mit "Maria Hardtmann"-Schild gehofft. Da war aber niemand.
Nachdem von den Angekommenen nur noch ein etwa gleichaltriges Mädchen im Flughafengebäude übrig war, nahm ich meinen Mut zusammen und fragte den Reiseführer dreier älterer Franzosen, wie man am besten in die Stadt käme. Er tat das, was ich insgeheim gehofft hatte, und nahm mich mit. Die Franzosen freuten sich über das francais-parlierende Mädchen mit Skiern und ich mich über die Mitfahrgelegenheit bis vor die Haustür. Dort kam dann wenige Minuten später auch mein Mitbewohner an, der mich noch vom leeren Flughafen abholen wollte.
Hab dann den Hunger mit Cornflakes gestillt und versucht, möglichst viel über die Gegebenheiten herauszufinden. Nun sitze ich in meinem Zimmer an einer Furnierplatte auf Holz, auch Schreibtisch genannt, und bin gespannt was die nächsten Monate bringen.
MuTZelchen - 10. Mär, 21:33
Hat zwar bisher noch niemand zu mir gesagt, aber ich bin trotzdem schon in Schweden. Sitz auf dem Flughafen Stockholm-Arlanda und frage mich, wie lange das bezahlte WLAN noch hält. Und wenn ich dann irgendwann offline bin, hol ich mir ne Punschrulle und hoffe, dass das Herzklopfen weggeht.
Nur noch drei Stunden, bis ich da oben bin!!!!
MuTZelchen - 10. Mär, 16:37
Mein Zimmer ist geräumt (und von drei Meerschweinchen plus Besitzer besetzt), die Flugbestätigungen gedruckt, mein Gepäck sogut wie verstaut, die Eltern verabschiedet.
Ein Blick auf die Homepage des schwedischen meteorologischen Instituts (
SMHI) verkündet Temperaturen von -10°C und ich frage mich, ob meine Jacke mit Fleece-Inlay das aushalten wird. Meine Mutter sorgte sich schon, als ich zugab, nur ein paar dicke Handschuhe eingepackt zu haben.
Noch viel mehr Leute fragen sich, wie ich "die Dunkelheit" verkraften werde. Darüber mach ich mir weniger Gedanken: nördlich vom Polarkreis heißt schließlich Mitternachtssonne ab Juni und wortwörtlich halbtags Sonne um den 21. März. Das heißt, ich bekomme in den nächsten vier Monaten insgesamt mehr Sonne zu sehen als in Deutschland, ätsch!
Worüber ich mir Gedanken mache: wie gut kann ich mich tatsächlich verständigen? Mein Wörterbuch aus den 50er Jahren lasse ich lieber in Dresden und kaufe mir vor Ort ein hübsches Neues. Das Lesen schwedischer Medien hab ich ja schon im Internet getestet, das wird auch gut klappen. Nur mit dem Hörverstehen habe ich so meine Bedenken, nachdem ich letzte Woche auf österreichischen Skipisten viele Schweden gehört, aber kaum verstanden habe :(
Ansonsten: Wie wird die Arbeit? Find ich ein Orchester? Wie ist mein Mitbewohner? Geht jemand mit mir klettern, obwohl ich nicht vorsteige? Wie und wo feier ich Ostern? Hab ich was vergessen?
Und wie verdammt soll ich heute Nacht ein Auge zu tun?
MuTZelchen - 9. Mär, 18:55