Donnerstag, 26. März 2015

Geselliges Tours!

Bevor ich es vergesse, hier ein paar stichpunktartige Höhepunkte meines gestrigen Tours-Besuches:
  • Die Fenster der Kathedrale von Tours wurden vor nicht allzulanger Zeit restauriert, zum Teil neu bestückt und ausführlich auf Tafeln erklärt - man könnte dort einen halben Tag zubringen, ich hab es leider nur auf eine halbe Stunde gebracht (zu meiner Entschuldigung: ich hatte Hunger). Die Kirche ist übrigens St. Martin gewidmet, der hier aber gar nicht am 11.11. gefeiert wird...
  • Es gibt ein kleines, aber feines Café mit Filmverleih im Zentrum, wo man Filme vier Tage lang für nur 2,50€ ausleihen kann. Dort gab's einen Espresso und viel Literatur zum Thema bewegte Bilder...
  • Die Briocherie gegenüber vom Bahnhof spritzt auf Wunsch Marmeladen & Co. frische ins Milchbrötchen - ich entschied mich für die Maronencreme.
  • Hier gibt es nur Brioches... mit oder ohne Füllung
  • Statt strömenden Regen gab's vorrangig Sonnenschein, der sehr gut zum Blumenmarkt und meinem ersten Crepe des Jahres gepasst hat.
  • In der Touristeninfo fragte ich zuerst nach den vorrangig gezeigten Epochen im Kunstmuseum und ließ mir dann noch erzählen, was es sonst so für Museen in Tours gibt. So landete ich im frankreichweit einzigartigem Museum der "Compagnonnage", dem französischen Äquivalent für die deutschen Gesellenzünfte. Wer sich für Handwerk interessiert, MUSS eigentlich einmal dort gewesen sein - ich habe noch nie soviele Meisterwerke verschiedenster Künste auf einmal gesehen. Leider hatte ich den Akku meines Handys zuvor schon überstrapaziert, sodass ich nicht mit Bildern dienen kann. Ich versichere aber: das Museum ist klein, aber absolutsehenswert!
Nach den Höhepunkten füge ich noch eine kleine, für mich gestern eher ermüdende als lustige Episode hinzu: ich hatte meinen Gastgebern versprochen, abends zu kochen und wollte nicht allzu spät nach Hause kommen, also radelte ich bereits gegen 18:00 raus aus der Stadt, immer schön links der Loire entlang. Circa fünf Kilometer nach dem Ortsausgangsschild sah ich dann einen Hinweis auf den Weg zum Schloss Amboise... und da wurde mir endlich klar: ich bin in die falsche Richtung gefahren! Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich nicht allzu begeistert war. Es wurde letztendlich mithilfe der Tram ab Stadtmitte ein kleiner Wettlauf mit dem Sonnenuntergang - ich kam etwa 20 Uhr leicht frustriert und fröstelnd wieder bei meinen Gastgebern an. Einen Tee, ein paar Bratkartoffeln und ein Apfeltiramisu später ging's mir aber wieder gut.

"Strahlend schönes" Wetter

Vorbemerkung: Nachdem ich gestern eine halbe Stunde bei Expresso und Bahnhofsblick einen Regenetappeneintrag geschrieben und im OpenOffice-Format .odt abgespeichert hab, begrüßte mich beim Öffnen der Datei heute morgen ein leeres Dokument. Ich versuche also mal, meine gestrigen Erinnerungen in ähnlicher Form wiederzugeben.

Meine Dienstagsradelei von Saumur bis Tours bin ich schon im Voraus öfter abgefahren: noch einmal eine Runde durch die Stadt drehen, vom Schloss aus ins Loiretal schauen, dann über zwei Brücken hinüber auf die Nordseite, westwärts Richtung Tours, bis der Campingplatz ausgeschildert ist. Dort anhalten, vielleicht einen Plausch mit den Angestellten halten, weiter nach Westen bis zur Eisenbrücke, die mich rüber nach Montsoreau bringt...

Der Plan hat soweit gut funktioniert, nur hatte ich Land und Leute in meiner Vorstellung bereits in strahlenden Sonnenschein, gepaart mit luftigen Frühlingstemperaturen gepackt. Die Realität bescherte mir unendliche Weiten dicker Regenwolken, die sich über mir entladen wollten. Meine Regenhose war schon komplett durchnässt, als ich auf dem Zeltplatz angekommen bin. Insofern ganz gut, dass das neue Restaurant dort nicht nur in der Saison, sondern ganzjährig aufhatte - so konnte ich mich ein erstes Mal zwischentrocknen.

Es gibt Orte, die verändern in zehn Jahren komplett ihren Charakter - und solche, die bleiben trotz vieler Änderungen in ihren Grundzügen gleich. Zu letzteren zählt "mein" Campingplatz in Varennes-sur-Loire. Der Tennisplatz ist inzwischen eine Mischung aus Fußball- und Basketballfeld, das alte Lokal nicht mehr in Betrieb und wo früher die Eurocamp-Mitarbeiter geschlafen haben, steht heute eine kleine Eselfarm für die Kinder - aber ansonsten sah es aus wie vor elf Jahren, viel Grün, viele Eurocamp-Wagen im hinteren Bereich und die Chefin an der Rezeption macht auch immer noch denselben strengen, aber freundlichen Eindruck. Zwar hatte die Eurocamp-Saison noch nicht begonnen, aber der "reguläre" Zeltplatz war bereits in Betrieb.

Nachdem ich das Schloss von Montsoreau passiert hatte, begann für mich touristisches Neuland - es ist unglaublich, wie wenig ich damals von der Gegend gesehen habe! Tatsächlich habe ich in den drei Monaten Zeltplatzarbeit lediglich die großen Städte Nantes, Angers und Tours sowie die Schlösser von Saumur, Montsoreau und das "Leonardo-da-Vinci-Schloss" (Ort vergessen, muss ich nachschauen) besucht. Die restlichen freien Tage - ich arbeitete damals sechs von sieben Tagen in der Woche - brauchte ich hauptsächlich zum Gesichtsmuskelentspannen (wegen des Dauerlächelns gegenüber der Campingkunden) und Ausflügen zu den damaligen Cybercafés in Saumur. Merke: Fernbeziehung mindert touristische Auslandserfahrung!

Während die Wolken über mir also fleißig weiter aufdrehten, passierte ich ein paar neue Dörfer entlang der Loire, überquerte den Fluss Indre und konnte mich dann zwischen Straße und Fernradweg entscheiden. Meine erste Entscheidung fiel zugunsten des Radweges aus, was ich später ehrlich gesagt bereute. Dazu schreib ich ein anderes Mal mehr - in diesem Fall ergab sich das Bereuen vor allem durch die zusätzlichen Kilometer bei Sch...wetter. An der nächsten Weggabelung wählte ich also die D-Straße ("route Departementale", also sozusagen eine Landkreisstraße - die kann aber je nach Umgebung auch Bundesstraßencharakter haben) und fand mich plötzlich vor einer dicken, dunklen, nach Südwesten abdampfenden Kondenswasserwolke wieder.

Kondenswasserwolke

Meine Vermutung, dass ich gleich ein Kraftwerk von nahem sehen würde, bestätigte sich in Form von Schildern und großzügig verbautem Stacheldrahtzaun um ein riesiges Gebiet, dass sich als "Centre nucláire de Chinon" ausweiste. "Daher weht also der Wind! ", dachte ich und war froh, dass ich unter der Wolke hindurch und nicht am Schloss von Chinon durch Kondenswasserregen hindurchgestrampelt bin. Mir ist schon klar, dass die Kraftwerkswolken eigentlich gaaaaar nicht gefährlich sind... aber trotzdem ergab sich da so ein komisches Gefühl. Ich war ehrlich beeindruckt ob der Größe der Anlage, die eine ganz eigenartige Stimmung "ausstrahlte".

Gute zehn Kilometer weiter legte ich eine weitere Trocken- und Aufwärmpause bei heißer Schokolade in Rizne-Usse ein, wo ich die answesenden Gäste mit meinem Sonderwunsch (Zimt ins Heißgetränk) erstaunte. Meine Leggins sind auch nach einer knappen dreiviertel Stunde nicht wirklich getrocknet, aber immerhin ließ in der Zeit der Regen etwas nach, sodass ich die letzten 25 km vorbei am - schon geschlossenen - Schloss Villandry zumindest nicht mehr gefroren habe. Ganz ehrlich, 60 km im strömenden Regen mache ich nicht nochmal!

Regenradelei

Das Couchsurfing-Ehepaar aus Ballan-Miré, ca. 7km vor Tours, begrüßte mich schon leicht besorgt und ich war seeehr froh über die heiße Dusche, die ich mir zugleich gönnte. Und als Höhepunkt des Tages gab es auch noch ein "echtes" vegetarisches Abendbrot in Form von Tofuwürstchen und Bohnen-Möhren-Gemüse - mein Glück, dass die Tochter des Hauses auch Vegetarierin ist ;-) Und so fiel ich abends geschafft, aber zufrieden in mein Prinzessin-auf-der-Erbse-weiches Bett...

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Danke für den Artikel....
Danke für den Artikel. Er trifft m.E. so manchen Nagel...
Waldwuffel (Gast) - 4. Mär, 22:04

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