Samstag, 7. März 2015

To lose [weight] ;-)

Sagen wir mal so: ich lass es langsam angehen.

Die ersten zwei Etappen, jeweils so 65-70km mit Gegenwind sowie schönem Auf und Ab sind geschafft, da darf man es sich schonmal etwas gemütlich machen! Erst recht, wenn man bei einer supernetten Familie in einem ebenfalls ziemlich nettem Haus in 10-Minuten-Laufentfernung zur Altstadt von Toulouse untergekommen ist. Und sich auch noch wirklich gut mit den Gastgebern versteht. Da geht man dann eben erst halb zwei ins Bett, trägt dann am nächsten Tag das Insider-Stadtführer-Büchlein mit sich herum und braucht etwa zehnmal soviel Zeit zum Stadterkunden als Ottonormaltourist. Ich habe es noch nichtmal zum Fluss Garonne geschafft...

Mein erster Eindruck von dieser Stadt war, naja, ähnlich platt wie sie sich am Ortseingang eben präsentiert. Ich bin von Osten her über eine Art Bundesstraße eingeradelt und habe dann eine Abkürzung durch ein Gewerbeviertel gemacht, dass von Autohäusern wie Porsche und BMW dominiert wurde. Das passte ganz gut zum Klischee der Airbus-und-damit-Ingenieursstadt, als welches Toulouse bekannt ist. Somit erwartete ich insgeheim auch ein zweites kleines Stuttgart, was sich aufgrund unterschiedlicher Landschaftsform aber überhaupt nicht bestätigen lässt. Toulouse ist, bis auf wenige Ausnahmen, platt wie 'ne Flunder. Die wenigen Ausnahmen ergeben jedenfalls keine Hänge zum Bauen von Belvederes.

Durch die anstiegslosen Straßen bin ich vor zwei Tagen recht zügig ins Zentrum gerollt und habe mir dort erst mal einen McDonalds-Kaffee gegönnt, um das freie WLAN zum Emailschecken und Wegplanen bis zur Unterkunft zu nutzen. Wo ich gerade saß, rief ich auch gleich noch meinen Onkel an und gratulierte auf zum Geburtstag - prompt sprach mich der Mann mittleren Alters neben mir auf deutsch an. Wir kamen recht schnell ins Gespräch und - ich hatte richtig geraten - er war für Airbus gerade auf Geschäftsreise. Nachdem ich ihm meinen Reiseplan erzählt hatte, gab er mir noch Reisetipps in den Indian Summer... wenn ich mal wieder unterwegs bin ;-)

Der Weg zur Unterkunft führte mich auf die Nordseite des Canal du Midi durch ein nettes Viertel mit vielen kleinen Häusern, wo ich nun ein Gästezimmer bewohne und mich gar nicht genug freuen kann, dass ich soviel Glück habe. Diese Herberge ist nämlich durch den guten alten Freund Weitersagen entstanden - mein erster Gastgeber aus Montpeller hat eine Schwester in Toulouse und die ist die beste Freundin der deutschen Fahrradfahrerin, in deren Familie ich gerade wohne. So rede ich hier doch recht viel deutsch, aber kann zugleich viele Fragen stellen, die ich auf französisch vielleicht noch gar nicht ausformulieren könnte. Zudem spricht die vierjährige Tochter des Hauses ein wunderbares Mischmasch aus beiden Sprachen.

Und wie ist nun Toulouse? Das muss ich heute nochmal genauer rausfinden. Bei meinem Spaziergang gestern fand ich sie zunächst etwas laut, recht lebendig auf den Straßen, so wie ich es mag "industriechic" (vorrangig rote Backsteinbauten und hier und da ein paar Kastenhäuser), leider nicht ganz billig... zumindest waren die Patisserie- und Flohmarktpreise über dem Dresden-Niveau. Da ich mich ganz und gar treiben lassen habe, ohne jegliche Ahnung über den Aufbau der Stadt, habe ich den Place de la Capitole im strahlenden Sonnenlicht erst kurz vor sechs erreicht und war dann ehrlich begeistert von der Großstadtstimmung, die dieser Ort verströmt. Noch begeisterter war ich von den Bildern in den verschiedenen Sälen des Rathauses, wo man theoretisch auch heiraten könnte (was ich lieber nicht tun würde, denn ich will ja nicht, dass meine Gäste durch die Kunst von der Zeremonie abgelenkt werden). Und das Klischee der Ingenieursstadt hat sich am Capitole auch noch einmal in Form eines jungen Mannes gezeigt, der neben mir Wahrscheinlichkeitstheoretisches zu Papier brachte.

Auf dem Rückweg "nach Hause" habe ich dann gestern auch noch einmal Mädchen gespielt und mich, passend zur backsteinfarbenen Stadt, mit neuen roten Schuhen ausgestattet. Die stiefelte ich dann stolz wie eine Schneekönigin nach Hause und werde sie heute zusammen mit meinem viel zu großen Handtuch, der Computermaus und noch ein paar anderen überflüssigen Sachen auf die Reise nach Deutschland schicken. Insofern dient die Pause in Tolouse tatsächlich der Fahrradsache: Gewicht verlieren, damit ich schneller vorankomme!

Morgen geht's weiter nach Moissac, dann über Agens, vermutlich Cadillac und Casteljaloux in Richtung Bordeaux... ich bin gespannt, was ich dort so sehe! Bis dahin schaut Euch gern mal die Fotos hier an. Ein Vorgeschmack:

Marzipancroissant

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Danke für den Artikel....
Danke für den Artikel. Er trifft m.E. so manchen Nagel...
Waldwuffel (Gast) - 4. Mär, 22:04

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