Montag, 2. März 2015

Vom Glück im Unglück

Es scheint ein wenig, als will der Zufall die Statistik der Pleiten, Pech und Pannen nicht auf meine Reisetage gleichverteilen, sondern einfach alles am Anfang ausschütten: zuerst keine Radmitnahme per Bus, dann die Krankheit (ja, ist immer noch da!) und heute morgen auch noch ein Handy, dass trotz nächtlichen Lade-Anschluss an die Steckdose keinen Pieps mehr machen möchte... Gottseidank sind habe ich noch einen (extrem langsamen, aber daher "entschleunigenden") Rechner zur Online-Kommunikation im Gepäck.

Wenn man so will, bin ich für eine "moderne" Reise mit stündlicher Online-Ortsangabe, Foto-Teilhabe und Videobotschaften (wer mag mich schon krächzen hören...) derzeit nicht so gut gerüstet. Aber ehrlich: es ist eigentlich ganz gut so, dass nicht immer alles rund läuft.

Allein der Fakt, dass ich ursprünglich nur eine Nacht in Montpellier bleiben wollte, kann Grund genug gewesen sein, den Unglücks-Zufall in meine Spur zu schicken. Verdammt, ist diese Stadt es wert, mehr als einen Tag zu bleiben! Auch wenn ich recht viel geschlafen habe, so konnte ich doch ein bisschen durch die Straßen bummeln, Croissants essen und Kaffe trinken, ein Museum besuchen und mich tatsächlich per Straßenbahn fast direkt ans Meer bringen lassen. Ein (krankheitsbedingt) langsamer Spaziergang zum Strand mündete in Glücksgefühlen beim Anblick und Hören des Rauschens der Wellen sowie der Gewissheit, dass ich hier jederzeit anhalten und ein paar Tage bleiben kann. Ein kleiner Wehmutshauch - hach, könnte ich das doch mit jemanden teilen! - zog noch hinterher, war aber beim Weiterlesen meines Nixenbuches bald wieder vergessen.

Nach einer weiteren Nacht in der Jugendherberge entschied ich mich heute morgen ein weiteres Mal gesundheitsbedingt, nicht per Rad nach Béziers weiterzufahren. Stattdessen setzte ich mich gemütlich ins Foyer der Unterkunft und versuchte, mein Handy- und Kommunikationsproblem zu lösen. Dabei konnte ich mir gleich die ersten Fotos der letzten Tage angschauen - und schon jetzt schwelge ich in ersten schönen Erinnerungen! Einzig die schnarchende alte Dame im Bett unter mir hätte ich mir und meinen Zimmergenossinnen die letzte Nacht gern erspart.

Die erste Radetappe habe ich nun einfach übersprungen und stattdessen den Regionalexpress nach Béziers genommen, wo ich nun ein weiteres Mal bei einem sehr netten Pärchen - einem italienischen Glaskünstler und einer Malerin - untergekommen bin. Die Zugfahrt war für Luigi mal wieder kostenlos und diesmal gab es sogar Hilfe beim Mit-Fahrrad-Treppensteigen: ein Sicherheitsmann der Bahngesellschaft SNCF schulterte den Tretesel, als ich nur eine einzige Tasche abgenommen hatte. Sein Kollege kommentierte mir gegenüber ironisch: "Ici vous avez un prince charming" - "Hier haben Sie einen Märchenprinzen". Wenn der nächstes Mal statt auf der Schiene auf einem Tourenrad daherkommt, hätte ich nix dagegen ;-)

Morgen früh entscheide ich ein weiteres und hoffentlich letztes Mal, ob ich nun endlich eine längere Etappe radle, noch einen Tag Béziers zu Fuß erkunde oder mich noch einmal von der Eisenbahn mitnehmen lasse. Egal wie und egal welche Hürden mir der Zufall morgen noch zu überspringen gibt, ich bin mir sicher, dass ich auch morgen wieder ein paar Glücksmomente sammeln werde.

An dieser Stelle warne ich gleich vor: sobald ich wieder gesund bin, werdet Ihr nicht mehr soviel von mir hören... bloggen frisst wertvolle Radelzeit. Insofern drückt Euch die Daumen, dass ich morgen noch ein bissl krank bin, damit ich ein paar Fotos hochlade ;-)

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