Samstag, 22. März 2008

Luleå

Am Donnerstag hatten wir schon mittags Schluss, das Osterwochenende begann. Was lag also näher, als die Sachen zu packen und eine kleine Reise zu unternehmen?

Am Dienstag hatte ich mich über den Hospitalityclub um eine Schlafstätte bemüht. Ein deutscher Masterstudent an der Technischen Universität Luleå stellte uns seine gerade leergeräumte Wohnung auf dem Campusgelände zur Verfügung, sodass ich davon ausging, sogar noch ein bisschen Studentenluft schnuppern zu können. Als wir gegen sechs Uhr abends dort ankamen, waren auch tatsächlich noch viele junge Leute zu sehen.

Nach Abendbrot aus mitgebrachtem Brot und Käse zogen wir also los, das Studentenleben zu erkunden. Nur fünf Fußminuten entfernt lagen auch die ersten Universitätsgebäude, romantisch mit Schnee bedeckt und von kugelförmigen Laternen beleuchtet. Die Anlagen waren meistens zweigeschossig, und wenn man durchs Fenster hineinlugte, sah man Hörsäle und Cafeterias im IKEA-Stil. Die Uni ist ein Traum!

Ab und zu kamen uns jüngere Menschen entgegen, auch mal mit geschulterten Skiern, allerdings nie in größeren Grüppchen. Insofern war also nicht auszumachen, wo der Studentenclub liegt. Nachdem wir an mehreren gastronomischen Einrichtungen das großgeschriebene "Geschlossen" gelesen hatten, dämmerte es uns: Ostern! Das ist die Zeit, wo man nach Hause fährt und Zeit mit seiner Familie verbringt. So macht es doch unser Gastgeber auch! (Der ist nämlich am nächsten Morgen nach Deutschland geflogen) Naja, es war ja eh schon später, also gingen wir zurück in die Wohnung, lasen ein wenig und schliefen gegen 10 Uhr abends ein.

Für den Freitag hatten wir uns schon ein wenig mehr vorgenommen. Wir wollten zum Teknikens Hus (dem lokalen Naturwissenschaftsmuseum), zu einem An- und Verkauf (mein Schreibtisch ist immer noch sehr provisorisch), in Sportgeschäfte und außerdem nach Gammelstad, dem ursprünglichen Ortskern Luleås.

Zuerst besuchten wir das Teknikens Hus, was praktischerweise auch im Universitätsgelände liegt. Studenten der LTU haben dort freien Eintritt und auf Nachfragen bekamen auch wir zwei Eintrittskarten ohne Bezahlung. Was uns dort auf knappen 200 m² erwartete, erstaunt mich selbst im Nachhinein noch. Es wurde fast alles, was kleine und große Kinder begeistern könnte, aufgefahren. So saßen wir im Cockpit einer SAAB2000, konnten einen Bagger bedienen, Zug fahren, virtuell eine Stahlwerk bedienen, Papier schöpfen, Pappe stanzen, und und und. Natürlich wurden die meisten Aktivitäten auch noch so erklärt, dass auch jeder verstand, warum nun zum Beispiel ein Flugzeug fliegt. Und das auf Schwedisch UND Englisch. Selbst die Vorführung im Planetarium hätte die nette Pädagogin nochmal für uns in Englisch wiederholt. Hut ab!

Das Museum gibt es seit 20 Jahren und wird von größeren Betrieben wie der LKAB und Vattenfall unterstützt. insofern war es auch verständlich, dass sich viele Ausstellungsthemen um Eisen, Stahl und Energie drehten. Aber auch nicht-technische Dinge wurden beleuchtet, wie zum Beispiel gesunde Ernährung oder Lebewesen im Wald. Wusstet Ihr, dass eine Bärentatze einen größeren Abdruck hinterlässt als eine menschliche Hand? Zumindest meine menschliche Hand...

Nachdem wir fast vier Stunden im Teknikens Hus verbracht hatten, fuhren wir in die Stadtmitte, wo Michael nach einer neuen Winterjacke sehen wollte. Das Auto hatten wir für eine halbe Stunde auf einen Kurzzeitparkplatz gestellt und suchten nun die Touristeninformation. Auf dem Weg dahin fiel uns schon auf, dass es mit Einkaufen wohl nichts wird, denn außer einem Geschäft waren alle für die gesamten vier Ostertage geschlossen. Als die Information dann auch noch ein "STÄNGT"-Schild auwies, machten wir ziemlich lange Nasen. Da fährt man extra 300 km gen Süden und dann ist alles zu!

Ähnlich widerfuhr es uns mit der Kirche in Gammelstad, die "wochentags von 10 bis 14 Uhr geöffnet" ist. Glücklicherweise wurde für 18:00 Uhr ein Karfreitagskonzert angekündigt, sodass wir uns noch ein bisschen die Zeit vertrieben und halb sechs wieder auf der Matte standen. Die Musik war sehr schön, ich habe leider vergessen von welchem Komponisten. Es handelte sich um ein Streichkonzert, die den Weg Jesu zum Kreuz beschreibt, und zwischen den Sätzen wurden auch Bibelverse rezitiert.

Gammelstad ist übrigens ein altes Dorf, in dem mehrere hundert Häuschen um die Kirche angelegt sind. Die Gebäude sind allesamt so klein, dass man kaum darin wohnen kann und tatsächlich dienten sie früher nur als Übernachtungsmöglichkeit für die Bauern vor dem sonntäglichen Kirchgang. Heute ist die Stadt als Welterbe der Unesco ausgezeichnet und muss somit für die Nachwelt erhalten bleiben. Erinnerte mich an die Heimat!

Somit war der kulturelle Teil unseres Ausfluges auch schon beendet - wir gingen abends noch in einen Pub, in dem wir zwar keinen Alkohol, dafür aber Pizza und Burger bestellten. Unser Gesprächsthema war größtenteils - passend zum Praktikum - Photovoltaik, was ich in einem späteren Post gerne ausführen möchte... In dem Pub trafen wir auch unsere erste betrunkene Schwedin, hohe Preise schrecken eben doch nicht ab ;)

Und nun ist es schon wieder Samstag, wir waren doch noch einkaufen (das eine offene Geschäft in der Innenstadt entpuppte sich als Einkaufszentrum) und sind die 300 km auch wieder zurück in den Norden gefahren. Macht zweimal Polarkreisüberquerung! Mehr über die Straßenverhältnisse später...

Mittwoch, 19. März 2008

Geschäftsidee 1

Die Eins steht da oben nur vorsichtshalber. Man weiß ja nie, was mir noch alles einfällt ;)

Sicher ist jedoch, dass man hier in Gällivare ein ganz gutes Auskommen hätte, wenn man Mittagessen ausfährt. Im hiesigen Gewerbezentrum gibt es nämlich nur einen Gefrierschrank mit überteuertem Mikrowellenessen, was man auch genausogut von zu Hause mitbringen kann. Und ein "Baguetteauto", was mittags zu Doppeldönerpreisen belegte Langweichbrote (pas de baguette, pas du tout!) anbietet.

Es hat natürlich auch seine guten Seiten, mittags mal nicht bedient zu werden: ich koche abends. Gut. Und die Kreationen für mein Mittagsmahl werden hoffentlich auch noch an Rafinesse gewinnen.

Dienstag, 18. März 2008

Osterplanung

Juhuu, der erste Ausflug steht an! Habe gerade mit einem deutschen Studenten aus Luleå telefoniert, der uns zwei Nächte in seiner Wohnung campen lässt. Am Donnerstag geht's los...

Montag, 17. März 2008

Saftige Preise!

Wenn man irgendwo lebt, muss man dort auch was essen. Und wenn man etwas essen will, muss man das entweder aus dem Kühlschrank holen oder im Restaurant bestellen. In beiden Fällen sollte man das aber bezahlen.

So kam es, das Maria in die Welt zog, um Nahrung zu kaufen. Ihrer sparsamen Natur folgend, kaufte sie zuerst ein 2kg-Pack Haferflocken, dann Milch und Eier, Brot, Käse... naja, wie man eben einkaufen geht. Spätestens an der Obstabteilung war klar, dass das Vergleichen mit deutschen Preisen keinen Zweck hat. Höchstens, wenn man sich nur noch von Südfrüchten ernähren will, die sind nämlich tatsächlich genauso teuer wie zu Hause.

Das Preisniveau liegt bei den Lebensmitteln so um ca. 50 bis 100% höher als in (Ost-)Deutschland. Das hat durchaus seinen Grund. Denken wir zunächst an die geographische Lage: Gällivare liegt fast 100km nördlich vom Polarkreis. Das bedeutet Schnee von Oktober bis April, ein halbes Jahr lang Minusgrade, eben nicht so optimale Bedingungen für Pflanzen zum wachsen.

Ein Blick auf ein Infoblatt über Norrbotten bestätigt, dass Landwirtschaft hier keine bedeutende Rolle spielt. In der riesigen Region werden auf 5.521 ha Weizen angebaut, auf 22.569 ha Grünfutter und nur lächerliche 69 ha sind reserviert für Kartoffeln. Für Tiere ist also weitaus besser gesorgt als für den Menschen.

Das bringt mich zu der These: als Fleischesser wäre ich wahrscheinlich günstiger weggekommen. Vielleicht sollte ich mich auf die Suche nach nicht-faseriger, nicht-überwürzter, am besten nach Blumenkohl-schmeckender tierischer Nahrung machen. Apropos, Blumenkohl hab ich noch gar nicht gesehen!

Sonntag, 16. März 2008

Vintermarknad i Gällivare

DSC_0034
Mein erstes Wochenende hier in Gällivare wird wohl nicht als das erlebnisreichste in die Geschichte meines Praktikums eingehen. Es fing mit leichten Halsschmerzen am Dienstag an, verwandelte sich in allgemeines Unwohlsein und heute lieg ich mit einer Mischung aus Kopfschmerzen, Hitzewellen und Halsweh zu Hause. Nicht so toll!

Da wir mitten in der Stadt wohnen, war ich gestern trotzdem mal draußen und hab mir den Wintermarkt in Gällivare angeschaut. Die wenigen Innenstadtstraßen waren durchzogen von Marktständen, die wechselweise Kleidung, Fladenbrot, Rentierfleisch und Süßigkeiten anboten. Dazwischen noch ein paar Händler mit Holzgegenständen und Küchengeräten sowie ein Mann, der eine Art Staubsauger anpreiste. Alles in allem kein besonderer Markt, aber die Stadt war trotzdem proppevoll. Als wir bei der SEB Geld holen wollten, stand sogar eine Schlange von mindestens 10 Personen davor, sodass wir es uns anders überlegt haben.

Interessant war vielleicht noch, dass hier Rentierfleisch tatsächlich eine Konkurrenz zum Rindfleisch ist, jedenfalls gab es an zwei Ständen Dönerfleisch zu kaufen. Michael hat es geschmeckt.

Freitag, 14. März 2008

My home is my Bauprojekt!

Ich habe mir vorgenommen, innerhalb der nächsten vier Monate noch zum Status "lebt" zu kommen und nehme daher Veränderungen an dem mir übergebenen Zimmer vor. Die bisherige Anordnung der Möbel war so:
Zimmer

Jedenfalls habe ich heute das Bett von der passgenauen Gegenüberseite des Fensters an die Seite des Zimmerschlauchs geräumt und als nächstes gleich mal den Schreibtisch auseinandergebaut. Das Ding war extrem unschön!

Da dieser Raum nun also tischlos ist, sitze ich nun in guter Yogamanier im Schneidersitz vor einem Stuhl, auf dem sich der Laptop befindet. Ich überlege noch, ob hier ein Ecktisch Marke Eigenbau oder ein 30€-Köp&Sälj-Schreibtisch stehen soll. Kreative, geldbeutelfreundliche Ideen erwünscht!

PICT0013

Ach ja, bei der Umraumaktion fanden sich übrigens noch eine Tagesdecke und eine (zusammengerollte!) Therm-a-rest unter dem Bett.

Donnerstag, 13. März 2008

Navision, anyone?

Kennt sich zufällig jemand mit Navision, der "Standardsoftware für ERP-Systeme" aus? Ich hab heute versucht, mich da hineinzudenken und bin, naja, nicht sehr weit gekommen :(

Mittwoch, 12. März 2008

"Sorteras som"

Wer mich schonmal allein am Esstisch hat sitzen sehen, der weiss, dass ich immer etwas zu lesen brauche. Und so kommt es, dass ich zum Beispiel die Beschreibung der "Werther's Original"-Erfindung sowohl auf deutsch als auch auf französisch fast auswendig kenne ("Il était une fois, dans le petit village de Werther...", nachzulesen auf der Münchner Straße 23a, Dose steht auf dem Fensterbrett über dem Küchentisch).

Wer nun schwedische Verpackungen aufmerksam liest, findet auf jeder zweiten eine Anweisung, zu welchen Müll denn nun die (un)sterblich Hülle kommt. Die Kategorien "sorteras som": Hårdplast (harte Plaste). Papper (Papier). Tidnigar (Zeitungen). Tetror (Tetrapacks). Kartong. Metall. Elektronik. Kompostärbart. Brännbart Restavfall. Und zuguterletzt noch Farligt avfall, der gefährliche Abfall. Nachzulesen unter http://www.renhallningen.ax/Sortering.htm

Da fragt sich der Nullachtfuffzehn-zwei-Kammern-denn-Bio-verrottet-auch-auf-dem-Restmüll-Trenner schon, wie man das nun alles auseinanderhalten soll und ob es böse Haue gibt, wenn ich den Teebeutel nicht eindeutig zuordnen kann. Um dem Kunden dies zu ersparen, finden sich unter anderem solche Beschreibungen:

"Skölj ur och platta till. Lämna förpackningen in behållaren för pappersförpackningar. Den lösa skruvkorken lämnas i behållaren för plastförpackningar." - Auswaschen und plattdrücken. Die Verpackung in den Behälter für Papierverpackungen stecken. Den abgelösten Schraubverschluss in den Behälter für Plaste stecken.

My home is my Rümpelkammer

Um es vorweg zu nehmen: die Wohnung ist an sich schon hübsch! Wir haben 2 studentenfreundlich kleine Schlafzimmer, ein großes Wohnzimmer mit zwei Sofas und eine Küche, in der sogar ein großer kieferner Esstisch Platz hat. Allerdings hätt ich bis gestern abend die Frage, ob ich schon lebe, mit "Nein, ich wohne noch" beantworten müssen.

Mein Zimmer liegt direkt neben der Küche, ist ein Schlauch von circa 11 qm und als ich das erste Mal reingeschaut hab, musste ich schon ein bissl schlucken. Das lag vor allem an der mit Winkeln auf Holzplatten fixierten Furnierplatte, die (noch?) meinen wackeligen Schreibtisch darstellen. UND an der IKEA-Kommode, deren Schubladen allesamt die Fronten fehlten.

Auf den zweiten Blick gestaltete es sich um einiges freundlicher. Okay, der Schreibtisch ist Schrott und wird entweder stabilisiert oder ausgetauscht, aber für die Kommode fanden sich drei von vier Frontstücken, die mithilfe von Kaugummi fest mit den Schubladen verleimt wurden. Außerdem bin ich mit Kreuzschlitzschraubenziehern (heißen die so?) durch die Wohnung gelaufen und hab sämtliche Türknöpfe wieder festgezogen. Derweil hat Michael, mein Mitbewohner, schonmal die Schränke im Wohnzimmer entrümpelt und dabei eine kleine deutsche Bibliothek hervorgezaubert.

Dabei erwähnenswerte gefundene "Besitztümer": ein großer Reisekoffer. Ein Schlafsack (kann man die waschen und nachher mit guten Gewissen drin schlafen?). Reiseführer "Norwegen". Arztroman. Großformatig gerahmte Bilder mit kitschigen Motiven. Ordner mit gesammelten Rezepten. Unmengen von Handtüchern und Bettzeug - wahrscheinlich bringt jeder was mit und lässt es aus Gepäckbegrenzungsgründen dann hier. Und in der Küche - eine Brotmaschine. Dabei gibt es sogar Schwarzbrot im Supermarkt.

Außerdem vorhanden: Möbel, Stereoanlage, Fernseher, 2 Rennräder, Kaffeemaschine (wird nicht benutzt werden), sowie der übliche lebensnotwendige Küchen- und Putzkram. Ich denke, hier lässt es sich gut aushalten!

Too many imprints ;)

Soll heißen: zu viele Eindrücke. Wenn das hier ein anständiges, gut lesbares Blog werden soll, dann muss ich wohl die Beiträge für heute stückeln. In den letzten zwei Tagen ist mir einfach zu viel aufgefallen, als dass es in einen zusammenhängenden Text passt.

In Kurzfassung: ich war zwei Tage auf Arbeit, habe dort viel über die Firma gelernt, mich mit Kollegen bekannt gemacht und versucht, mir den Weg bis dahin einzuprägen (ich hab als Beifahrer nicht das beste Koordinationsvermögen). Am gestrigen Abend wurde Wohnung bzw. Zimmer entrümpelt und heute hab ich meinen ersten Stadtrundgang gemacht.

Dazu thematisch gleich mehr...

Aktuelle Beiträge

Ge*ä*ndert.
Lang, lang, ja wirklich laaaaaaaang ist es her, seit...
MuTZelchen - 29. Mär, 14:56
RECODE - Selten ein gutes...
RECODE - Selten ein gutes Zeichen, wenn man von Software...
waldwuffel (Gast) - 23. Mär, 20:49
RECODE.
Vor ein paar Monaten wachte ich nachts um drei auf...
MuTZelchen - 16. Nov, 17:44
Der Artikel gefällt mir...
Der Artikel gefällt mir sehr gut. Ich weiß nicht, ob...
deprifrei-leben - 4. Mär, 23:13
Danke für den Artikel....
Danke für den Artikel. Er trifft m.E. so manchen Nagel...
Waldwuffel (Gast) - 4. Mär, 22:04

Suche

 

Status

Online seit 6467 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 29. Mär, 15:03

Credits


Dresden
Fahrrad & Rikscha
Kurioses & Erkenntnisse
Leben
Lesen, Sehen und Hören
Mathematik
Meta
Poesiealbum
Postkartenaktion
Reisen
Schweden
Weihnachtslyrik
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren