Ein denkwürdiges Jubiläum

Ich nenne den Tag mal gleich zuerst: 17. Juni.
Erinnerungen, anyone?

Bis ich etwa 25 war, war dieser Tag bei mir vor allem mit einem verknüpft: der Frage "Hat sie nun heute oder übermorgen Geburtstag?". Gemeint ist eine gute Freundin, die ich seit fast zwei Jahrzehnten kenne und deren Geburtstag ich mir nie so richtig merken konnte - denn die Zahlen 17 und 19 sind beide ungerade, unter 20 und dazu Primzahlen. Ich hatte einfach keine gute Eselsbrücke, keine Assoziation zum Merken. Letztes Jahr habe ich es dann tatsächlich geschafft und zwei Tage zu spät angerufen, was mir merklich peinlich war. Zumindest diesen Ehrentag werde ich nie wieder vergessen...

Dass der 17. Juni für viele ältere (Ost)Deutsche durchaus denkwürdig ist, war mir lange nicht bewusst. In der Schule wurde die DDR nur aus der Westseite beleuchtet: Mauerbau, Luftbrücke, Wiedervereinigung hießen die Schlagworte. Volksaufstand 1953? Fehlgemerkt. Oder eben nicht gemerkt, weil das Datum vielleicht nur mal "nebenbei" erwähnt wurde.

Als mir dann vor wenigen Jahren eine enge Freundin von der Geschichte Ihres Opas, der an den Protesten des 17. Junis teilgenommen hatte, erzählte, begann mich das Thema zu interessieren. Und so war ich am vergangenen Montag gespannt darauf, wie die Stadt Dresden das 60-jährige Jubiläum der Ereignisse begehen würde. Unter dem Motto "Die vergessene Revolution? - Der 17. Juni 1953 in Dresden" hatten Kulturverantwortliche ein Programm zusammengestellt, das unter anderem eine Lesung und einen Stadtrundgang zum Gedenken an die Aufstände erinnerte.

Unter den Gästen waren, wie so oft bei DDR-bezogenen Themen, vor allem Leute zwischen 50 und 80, dabei auch einige Zeitzeugen der Proteste in Dresden. Darunter war auch ein Professor aus meinem Grundstudium, von dem ich interessante Einsichten aus der damaligen Zeit erfahren konnte. Spannend fand ich das Thema der Rezeption der Aufstände im Ausland, sei es Polen oder "nur" in Westdeutschland - scheinbar haben nicht nur meine Geschichtslehrer, sondern auch die damaligen Zeitgenossen dem 17. Juni nicht immer viel Aufmerksamkeit entgegengebracht.

Wenn man bedenkt, dass auch derzeit weltweit viele Proteste gegen Staatsüberwachung, für bessere Lebensbedingungen und soziale Gerechtigkeit stattfinden, ist der 17. Juni 1953 auch heute noch aktuell. Insofern empfehle ich alle, die so wie ich lange Zeit kaum etwas darüber wussten, sich einmal mit der (Vor-, Während- und Nach-)Geschichte dieses Tages zu beschäftigen. Anfangen könnt Ihr zum Beispiel hier.
theralf (Gast) - 22. Jun, 20:04

Lob

Also bei uns im LK Geschichte hatten wirs recht ausfuehrlich. Nicht dass ich mir alles gemerkt haette... Aber nicht ohne Grund wars in der Bundesrepublik bis zur Wiedervereinigung Nationalfeiertag.

Schoener Artikel auch mal ueber schwierige Themen (deutscher Patriotismus) gepaart mit Aktuellem und Persoenlichem. So sieht gute Blogschreiberei aus!

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