Mittwoch, 15. April 2015

Tags schlafen die Boote doch

Führte ich gestern sonnenbrandbedingt ein Schattendasein in Lausanne, so hab ich am Tag zuvor doch viel UV-Licht am Lac Leman zwischen Morges und Lausanne abbekommen. Während ich dort in Freizeitkleidung mit Freizeitlektüre beschäftigt war, sah ich mittags einige Anzugträger, die auf den Promenadenbänken ihre mitgebrachten Salate aus der Plastikverpackung gabelten und danach eine Zigarette rauchten... arme Jungs & Mädchen, dachte ich mir manchmal. Wobei - vielleicht macht ihnen der Job und die Pause am See ja auch einfach Spaß?

Arm im engeren Sinne ist hier in der Schweiz wirklich niemand, das ist durchaus zu spüren. Ein (wieder) neues Gefühl, denn in Frankreich wurde ich oft mit dem Klischee (?) des vergleichsweise reichen und wirtschaftlich prosperierenden Deutschland konfrontiert, wo "die Krise" lange überwunden ist und kaum Arbeitslosigkeit herrscht. Anfangs glaubte ich den Südfranzosen, dass die dortigen Verhältnisse etwas schlechter als bei mir zuhause standen, aber nach ein paar Wochen kamen mir doch Zweifel - hatte ich doch fast ausschließlich gut situierte Leute besucht. Das einzige, was mir in Frankreich durchaus auffiel, waren die vielen Wohnwagensiedlungen.

Letztendlich habe ich am vorletzten Frankreichtag mal die Arbeitslosenzahlen verglichen und war überrascht, dass die Franzosen im Schnitt eine ebenso hohe Quote haben wie - leider muss ich hier lokal eingrenzen - Ostdeutschland. Ja, ich weiß, die Arbeitslosen- bzw. -suchendenzahlen werden in jedem Staat anders erfasst, aber das waren nunmal die einzigen leicht zu recherchierenden Zahlen. Und nein, ich finde nicht, dass Frankreich ein armes Land ist. Kein Land, wo bis zu 25% Wahlergebnis für die rechtsgerichtete "Front National" durch soziale Probleme erklärbaren lassen. Ebensowenig erklärt sich mir das Phänomen PEGIDA - aber das ist wohl auch eine andere Geschichte...

Zurück in die "reiche" Schweiz: das Geld liegt hier nicht auf der Straße, sondern es steckt ganz klar in den Taschen, Straßen, Häusern und eben auch fahrbaren Untersätzen der hiesigen Bevölkerung. Interessanterweise entdecke ich hier sehr häufig Autos deutscher Fabrikation, speziell die mit dem lustigen Stern, der eigentlich eher wie ein abgewandeltes Peace-Zeichen aussieht. Frieden für Verkehrsteilnehmer, inklusive (reichlich vorhandener) Fahrradfahrer - das ist doch mal was! Das Fahrrad hat auf französisch übrigens den Spitznamen "la petite reine", was sich als "kleine Königin" übersetzen lässt. Gefällt mir seeehr gut ;-)

Was die Boote betrifft, so ging mir gestern am See ein Licht auf: wer sich ein eigenes Schiff leisten kann, muss dafür meistens tagsüber arbeiten. Wer tagsüber nicht arbeitet, hat meist nicht genug Geld für ein eigenes Boot. Und genau deswegen gibt es in schiffbaren Regionen immer viiiiiel mehr Boote am als auf dem Wasser. Schade eigentlich, könnte man doch tagsüber soooo schön über den See segeln...

Tags schlafen die Boote doch

Genfer See am Sonntag

Nur fliegen ist schöner?

Aktuelle Beiträge

Ge*ä*ndert.
Lang, lang, ja wirklich laaaaaaaang ist es her, seit...
MuTZelchen - 29. Mär, 14:56
RECODE - Selten ein gutes...
RECODE - Selten ein gutes Zeichen, wenn man von Software...
waldwuffel (Gast) - 23. Mär, 20:49
RECODE.
Vor ein paar Monaten wachte ich nachts um drei auf...
MuTZelchen - 16. Nov, 17:44
Der Artikel gefällt mir...
Der Artikel gefällt mir sehr gut. Ich weiß nicht, ob...
deprifrei-leben - 4. Mär, 23:13
Danke für den Artikel....
Danke für den Artikel. Er trifft m.E. so manchen Nagel...
Waldwuffel (Gast) - 4. Mär, 22:04

Suche

 

Status

Online seit 6084 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 29. Mär, 15:03

Credits


Dresden
Fahrrad & Rikscha
Kurioses & Erkenntnisse
Leben
Lesen, Sehen und Hören
Mathematik
Meta
Poesiealbum
Postkartenaktion
Reisen
Schweden
Weihnachtslyrik
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren